Belgien!
Schweden!
Norwegen!
Was wäret ihr eigentlich ohne YODOK III?
Auf keinen Fall so vereint-musikalisch interessant, denn was diese belgisch-norwegisch-schwedische Band hier an seltsam-faszinierender Musik zu bieten hat, die einen puren stilistischen Freiflug jenseits irgendwelcher ausgelatschter Musik- oder gar anbiedernder Mainstream-Pfade vollführt, hinterlässt alle Freigeister, auch diejenigen, die man nicht rief, schwer beeindruckt zurück. Denn die Klangwelten von YODOK III sind atmosphärisch und post-rock-phänomenal.
Der Belgier DIRK SERRIES von VIDNA OBMANA und FEAR FALLS BURNING, der auch schon intensiv mit STEVEN WILSON zusammenarbeitete, sowie der Norweger KRISTOFFER LO und der Schwede TOMAS JÄRMYR lieben schwebend-ausdauernde Klangflächen, die sie über ihren Hörern – den Ambient-Werken eines BRIAN ENO ähnlich - wie einen Schleier ausbreiten, dem immer wieder faszinierende Klangtupfer eine bunte Vielfalt verleihen.
Diese streng auf 500 Stück limitierte, von Carl Grover geprägte Box enthält ein großes Poster mit dem Cover-Motiv und einem ausgiebigen Text zu den Alben sowie einem Vorwort alles verfasst von Guy Peters, einem Kritiker vom „Free Jazz Collective“. Das ganz Besondere daran sind natürlich die drei CDs in ihr: erstmals in dieser digitalen Form wurden die bisher nur als Vinyl-Ausgaben veröffentlichten YODDOK III-Alben „Yodok III“, „The Sky Flashes, The Great Sea Yearns I“ und „The Sky Flashes, The Great Sea Yearns II“ in ihr vereint.
Das europäische Post-Rock-Trio beweist auf allen Alben sein Gespür, musikalische Spannung über längere Zeiträume aufzubauen und sie bis auf die Spitze zu treiben. Jeweils zwischen 18 und 26 Minuten benötigen die minimalistischen Post-Rock-Epen, um sich aus einer ruhigen, getragenen, von elektronischen Klangflächen eingeleiteten Stimmung nach und nach zu den so oft ausgelobten „Wall Of Sounds“ zu erheben, bei denen sich Schlagzeug und E-Gitarre immer mehr in den Vordergrund spielen und das Tempo anziehen, aber ständig auch LOs Tuba und seine Basstrompete präsent sind – gerade diese Instrumente sind es, die YODOK III im Post-Rock-Universum ein Alleinstellungsmerkmal verleihen und deren Musik so einzigartig machen. Wie selbstverständlich glaubt man beim Hören von YODOK III man hätte es mit einem europäischen Ableger solch großartiger kanadischer Bands wie GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR oder A SILVER MT. ZION mit zusätzlichem Gebläse zu tun.
FAZIT: Allein die Box, welche die drei CDs beinhaltet, ist ein Prachtstück. Aber auch die Musik der Alben wird alle Freunde sich langsam entwickelndem Minimalismus hin zu riesigen Post-Rock-Wänden, die auch durch Bläser maßgeblich errichtet werden, in bester GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR-Manier begeistern. Ein belgischer Gitarrist plus ein schwedischer Schlagzeuger und ein norwegischer Tuba/Basstrompete-Spieler sind YODOK III – und so gesehen eine kleine skandinavische Post-Rock-Sensation im besten kanadischen Sinne, wenn man auf schwarze Königreiche steht, die in göttlicher Geschwindigkeit „aufgeblasen“ werden.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.12.2016
Dirk Serries
Tomas Järmyr
Kristoffer Lo (Tuba, Basstrompete)
Tonefloat
136:29
14.10.2016