Zwei Longtracks von über zwanzig Minuten ergeben ein Album namens „Eidolon“ (das griechische Trug-, Spiegelbild, nicht der Palmenflughund aus Madagaskar, ihr Scherzkekse). Doch gemach werte Progrockgemeinde, um frohlocken zu können, muss euer musikalischer Horizont sehr weit gefasst sein.
Denn Retro- oder sonst eine Art von Progressive Rock bieten ZAUM nicht. Und auch wenn die Musik gelegentlich wie zähflüssiges MAGMA wirkt, mit der gleichnamigen Band hat das nichts zu tun. Außer dass die mantraartigen Gesänge teilweise ähnlich kryptisch klingen wie die der französischen Zeuhler. „Eidolon“ bietet eine Mixtur aus schwerblütigem, dunkel triefendem Metal, fast bis zum Stillstand heruntergebrochenen, dröhnenden Ambient-Sounds und repetitiver Psychedelik, vergleichbar mit vor sich hin treibenden Passagen wie sie HAWKWIND oder BRAINTICKET in dopegeschwängerten Bewusstseinszuständen produzieren.
Tritt manchmal arg auf der Stelle, hat als Spannungsmoment aber jederzeit auf seiner Seite, dass sich die langen Tracks überallhin entwickeln können. In pastorales Wabern wie beschwörende Naturmystik, nur echt mit aufrüttelndem Donner und Blitzen, sowie derbe krachendem Metal, trübe wie die schwarze Milch der Frühe, abends getrunken. Das ist atmosphärisch, ein bisschen pathetisch, charmant mit Weltmusik flirtend (Grüße an Steve Roach) und polternd wie ein betrunkener Hausgast. Nicht eben gesprächig, weshalb sich die Konversation mitunter etwas zäh gestaltet.
FAZIT: Das zweite Album des kanadischen Duos ZAUM (plus Beteiligung an der Split-Platte „Himalaya To Mesopotamia“) ist eine interessante, stimmungsvolle aber nicht immer packende Reise von psychotronischen Höhen, in denen Drones fliegen, bis in doomige Metaltiefen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2016
Kyle Alexander McDonald
Kyle Alexander McDonald
Kyle Alexander McDonald
Christopher Lewis
Kyle Alexander McDonald (Sitar)
I Hate Records
41:27
24.10.2016