25 YARD SCREAMER spielen melodischen Progressive Rock mit mehr als einem Fuß im Härtelager. „Keep Sending Signals“ ist bereits das vierte Album der Band und sucht sich ein warmes Plätzchen in der Nähe von ENCHANT, PORCUPINE TREE und MARILLION in gitarrenlastig. DREAM THEATER lassen wir denn doch außen vor, auch wenn es zum Ende hin etwas frickeliger zugeht, bleibt das Tempo gemäßigter und die Songs von freundlicher Gelassenheit. Ob Absicht oder nicht, manchmal werden Erinnerungen an die gern unterschätzten und zu Unrecht fast vergessenen New Wave-Progger RANDOM HOLD („Pulse“, „I’m Explosive“) wach.
Inhaltlich geht es indes düster zu. Nach dem kriechenden, ambienten Instrumentaleinstieg „Keep Sending Signals (1)“ kämpft sich unser Erzähler durch Selbst(ent)täuschung und Angst vor dem Fall im Dunkel. In späteren wird er verlassen, sucht weiter und findet schließlich heraus, dass man am Ende immer allein ist und nur Erinnerungsfetzen bleiben. So sieht’s aus Freunde, der große Spaß findet gerade woanders statt.
Entsprechend dramatisch geht es musikalisch vonstatten. Zwar nicht in Leinwand- aber auf satter Bildschirmgröße. Gitarren ziehen mal seufzend, mal schmetternd ihre Bahnen, die Rhythmusfraktion legt sich mächtig ins Zeug, die Tasteninstrumente dürfen für raumfüllende Atmosphäre und einnehmende Akzente sorgen. Ein Klavier hier („Pulse“), ein kurzes Mellotronintro da („I’m An Explosive“) sorgen für wohlgefällige Abwechslung. Das Angeschrägte liegt der Band nicht so sehr. Das eigentlich rauschhafte „The Picture Within“ peinigt mit missglücktem Gitarrensolo in der Mitte. Nick James Gesangsleistung ist über weite Strecken redlich, aber wenn er in hektischen Augenblicken an seine Grenzen gerät, bekommt man es mit der Angst zu tun, bis ihm der Absprung in seine persönliche Sicherheitszone wieder gelingt.
Das größte Manko des Werks ist sein etwas verwaschener Sound und eine Abmischung, die James Stimme in den Vordergrund stellt, während die Instrumente dahinter dunstig verblassen. Dadurch geht der Musik ein Gutteil an möglicher Wucht und Prägnanz verloren. Trotzdem gelingt mit „No Beautiful View“ ein packender Rausschmeißer. Von dieser Intensität hätte es ein bisschen mehr sein dürfen.
FAZIT: „Keep Sending Signals“ bietet progressiven Rock der derberen Sorte, allerdings mit ansprechenden Melodien und einem gehörigen Maß an Emotionen. Meist von der dunklen Seite des Mondes, äh, Lebens. Ein Album mit (aufnahmetechnischen) Mankos, aber eins zum gerne haben.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2017
Matt Clarke, Nick James
Nick James, Matt Clarke
Tom Bennett , Nick James
Tom Bennett, Matt Clarke, Nick James
Donald Owen
White Knight Recordings/Just For Kicks Music
50:33
28.10.2016