Wie zuvor muss man keine Sorge haben, dass „Aeon“ eine bloße Zurschaustellung trommelerischer Fähigkeiten ist. Pasquinelli versteht es meisterhaft sich im Hintergrund zu halten und seinen Kollegen den Vortritt zu lassen. Beziehungsweise der Kollegin Maja Nydegger, denn gerade das Piano bekommt viel solistischen Raum, den Nydegger weidlich zu nutzen weiß. Das zwanzigminütige, hypnotische Finale „Waves“, dessen Ende vom Klavier wogend getragen wird, ist einer der Höhepunkte des Albums. Doch zeigt sich die eigentliche Größe im Zusammenspiel der Musiker, die traumhaft harmonieren.
BLAER-Pianistin Maja Nydegger hat sich während ihrer Zeit in der Schweiz mit dem AKKU QUINTET zusammengetan, dessen drittes Album im Jazz Rahmen subtil elektrifiziert daherkommt, aber meistens sachte und dennoch dynamische Extreme auslotet. Das kann man dann als sphärisch minimalistischen Ambient-Jazz bezeichnen, der erfreulicherweise ohne Längen auskommt.
Das Label Morpheus wird von der Combo selbst betrieben und steht seither für im Genre-Rahmen visionäre Musik, die auf Traditionen fußt und dabei einen Schritt weiterdenkt. Das AKKU QUINTET musiziert vor diesem Hintergrund wohltuend unaufgeregt und in puncto Atmosphäre trotzdem farbenfroh schilldernd. Durch das repetitive Moment der Musik ergibt sich ein gerade in seiner Subtilität unwiderstehlicher Groove, wie er vor allem das hypnotische Pendel 'Waves' zum Schluss auszeichnet.
Dabei entstanden sind in gleicher Weise epische Klangreisen ('Aeon Part III') wie Dröhn-Experimente, die man in Abschnitten von 'Satellite', liedhafte Momente wie wagemutige Soundexperimente. Das Quintett bleibt dabei immerzu unberechenbar, etwa wenn auf das melancholische 'Polar' das ungleich belebtere 'Flying Low' folgt. Daraus ergibt sich eine nachvollziehbare, aber eben nicht einfach so absehbare Spannunskurve - ganz ohne reine Geräusch-Passagen, die bei anderen meistens unsäglicher Ideenlosigkeit geschuldet bzw. reine Stimmungsmache sind.
FAZIT: Der Jazz der Zukunft? Das AKKU QUARTET hat sich ökomischen Arrangements verschrieben und klingt doch üpppiger, vor allem aber spannender als manches Hausmacher-Quintett.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2017
Andi Schnellmann
Markus Ischer
Maja Nydegger
Manuel Pasquinelli
Michael Gilsenan
Morpheus Records
68:04
24.03.2017