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Alejandro Escovedo: Burn Something Beautiful

Stil: Rock, Singer/Songwriter, Americana, Folk und Psyche

Cover: Alejandro Escovedo: Burn Something Beautiful

Es gibt Neuigkeiten aus Texas!
Nein, nicht die von der Mauer, die bald Texas von Mexiko trennen soll – sondern die von richtig guter Musik, die sogar etwas Schönes in uns brennen lässt, während wir hoffentlich diesmal nicht in amerikanische Richtung „Tear down this wall, Mr. President!“ rufen müssen. Verkehrte Welt – ideal und schonungslos besungen von ALEJANDRO ESCOVEDO auf „Burn Something Beautiful“.

Bereits der Album-Opener „Horizontal“ macht einen genau zu dem „Wild Thing“ mit dem schon THE TROGGS unser „Heart sing“(en) ließen und reichert dies gar mit einer Prise punkigem CLASH an. Ein starker, geradliniger, herrlich dynamischer, fast rotzig frecher Anfang für ein Album, auf das die gerade verwendeten Adjektive durchgängig zutreffen. Und wenn man dem texanischen Singer & Songwriter, der aber auch gerne mal Punk und Rocker oder Americana-Cowboy und singender Elder Statesman ist, Glauben schenkt, dann funktioniert ein gutes Album inklusive dem damit verbundenen Erfolg so einfach: „Mach deine Arbeit gut und die Leute akzeptieren das. Schon seit Kindheitstagen habe ich immer daran geglaubt, dass man, wenn man hart arbeitet, seine Erfüllung findet... Ein hart arbeitender Musiker ist alles, was ich immer sein wollte. Arbeite hart und bleibe dem treu, was du wirklich machen willst, dann hast du die Chance, dass dich vielleicht jemand genau aus diesen Gründen wahrnimmt.“

Und Escovedo hat tatsächlich alles richtig gemacht, denn mit diesem Grundsatz wurde er bereits wahrgenommen. Von vielen sogar, die heutzutage noch mehr als er im Rampenlicht stehen oder standen, wie beispielsweise <a href="https://www.youtube.com/watch?v=peRuSFeOm9o" rel="nofollow">BRUCE SPRINGSTEEN</a>, und den Texaner als ihr Vorbild ansehen – oder der Gitarrist von R.E.M. – Peter Buck – und Scott McCaughey von THE MINUS 5, die beide „Burn Something Beautiful“ produzierten und aktiv als Musiker darauf mitwirkten.
Unmissverständlich stellt dazu PETER BUCK fest: „Ich bin ein Fan von Alejandros Musik seit über 30 Jahren und dieses Album mit ihm aufzunehmen, war genauso gut, wie ich es mir vorgestellt hatte... Das Ergebnis ist unvergleichlich mit allem, was jeder von uns in der Vergangenheit gemacht hat.“

Darum hat der Hörer von „Burn Something Beatiful“ auch seine wahre Freude an der Scheibe, denn sie hält eine Überraschung nach der anderen für dessen weit geöffneten Ohren bereit. Der Titel ist dabei unverrückbares Programm, denn schöne Melodien werden mal von kreischenden Gitarren „verbrannt“ oder fein Chöre von verrückten Schlagzeug-Rhythmen zerschreddert. Doch statt daraus eine unerträgliche Kakophonie werden zu lassen, erheben sich die Stücke von „Burn Something Beautiful“ zum Hochgenuss aus 70er-Jahre-Folk-Rock-Flair, modernem Songwriting, R.E.M.-Pop-Affinität und dynamischen Rock-Riffen, die auch mal punkig brodeln oder romantisch schwelgen dürfen, wie beim gefühlschwangeren, gnadenlos beeindruckenden Duett „Suit Of Lights“.

Fünf Jahre hat sich Escovedo für den Nachfolger seines letzten Solo-Albums „Big Station“, das mit viel Kritikerlob überschüttet wurde, Zeit gelassen. Fünf Jahre, die sich wirklich gelohnt haben, auch wenn man sich das Ausblenden einiger Songs hätte sparen und sie stattdessen mit einem knackigen Ende versehen können.

Und wären die Überraschungen nicht schon zur Genüge vorhanden, setzt Escovedo mit dem abschließenden Track „Thought I‘d Let You Know“, der als Titel im digiverpackten „Burn Something Beautiful“ namentlich gar nicht vermerkt wurde, die Album-Krone auf, denn das, was es hier zu hören gibt, ist schwere Psychedelic und ein sich ich Jazz-Rhythmen ekstatisch windendes Saxofon, während die männlichen und weiblichen Gesangstimmen uns mitteilen: „The party is over!“ Da kommt noch einmal solch seltsames Gefühl auf, das einen ganz ähnlich beim wohl ungewöhnlichsten Bowie-Eno-Stück „Art Decade“ oder auch „Warszwa“ überfiel. Ganz großes Kino aus Texas – Musik überwindet eben doch alle Mauern, egal, von welcher Seite aus: „Und die Scham fiel auf ihre Seite!“ Viele Grüße an Mr. Trump(eltier)!

FAZIT: Fünf Jahre mussten die zahlreichen Fans des texanischen Singer/Songwriters mit viel Rock im Blut und Soul in der Stimme, ALEJANDRO ESCOVEDO, auf ein neues musikalisches Lebenszeichen von ihm warten. Nun ist es da und das Warten hat sich gelohnt, denn mit der Verstärkung des R.E.M.-Gitarristen Peter Buck und des THE MINUS 5-Keyboarders Scott McCaughey ist „Burn Something Beautiful“ eine rundum gelungene Scheibe von A wie Americana über F wie Folk und R wie Rock sowie am Ende P wie Psyche geworden, das mit einem dicken T für gute Texte seinen gelungenen Abschluss findet.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2017

Tracklist

  1. Horizontal
  2. Heartbeat Smile
  3. Sunday Morning Feeling
  4. Suit Of Lights
  5. Redemption Blues
  6. Shave The Cat
  7. Johnny Volume
  8. Beauty Of Your Smile
  9. I Don‘t Want To Play Guitar Anymore
  10. Beauty And The Buzz
  11. Luna De Miel
  12. Farewell To The Good Times

Besetzung

  • Bass

    Scott McCaughey

  • Gesang

    Alejandro Escovedo, Kelly Hogan, Corin Tucker

  • Gitarre

    Alejandro Escovedo, Kurt Block, Peter Buck, Scott McCaughey

  • Keys

    Scott McCaughey

  • Schlagzeug

    Jon Moen

  • Sonstiges

    Steve Berlin (Saxofon)

Sonstiges

  • Label

    Fantasy - Concord Music Group

  • Spieldauer

    48:21

  • Erscheinungsdatum

    27.01.2017

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