Was Alex Lopez ohne Unterstützung eines zugkräftigen Labels mit "Slowdown" gestemmt hat, ist beachtenswert und nichts Geringeres als ein im Bluesrock-Mainstream gelagertes Album, das sich klanglich, kompositorisch und nicht zuletzt spielerisch mit den Großen im Business messen kann.
Lopez lässt sich nahezu durchgängig von einer Bläsersektion verstärken, die dank ausgefeilter Songarrangements gezielte Tuschs setzt und ein städtisches, falls nicht sogar weltmännisches Flair verbreitet. Die schmatzenden Wah-Wah-Einlagen des hervorragenden Sängers und Gitarristen verweisen im Gegensatz dazu auf die urige Impulsivität des seligen Jimi Hendrix, aber "Slowdown" bleibt in seiner Anlage gänzlich von Schmutz und Exzess befreit.
Der wahrlich edle Sound strahlt vielmehr etwas Feudales aus, aber Lopez ist sich andererseits nicht zu schade, glaubwürdig den gebrochenen Mann zu markieren, insbesondere in den Balladen 'Long Long Time', 'Dance the Night with Me' (rührend mit Klavier) und 'Stolen'. Den Kontrast dazu bilden das treibende 'The Wildlife' mit Honkey-Tonk-Anwandlungen und das Orgel-Fest 'Words of Wisdom'. Hierin spiegelt sich Lust am Leben wider, wobei sich der Künstler auch gerne von einer weiblichen Stimme unterstützen lässt.
Alex Lopez schwingt seine Gitarre kraftvoll wie elegant, aber natürlich niemals krass verzerrt. Gleichzeitig arrangiert er seine Stücke so facettenreich, dass sich bei aller Vertrautheit im Sound auf kompositorischer Ebene nicht absehen lässt, was als nächstes geschehen mag. Zieht man sich selbst erklärende Tracks wie 'I Love You Blues' ab, stellt sich "Slowdown" insbesondere in rhythmischer Hinsicht als anhaltend spannendes Werk heraus. Das Ganze Gebläse zieht schließlich eine unleugbare Funk-Tendenz nach sich, und in diesem Bereich geht es eben recht zackig zu.
Und noch einmal: Diese Produktion hätte beispielsweise Kevin Shirley bei Joe Bonamassa nicht besser hinbekommen. Dieser Mann wäre auch die erste Wahl, wenn es daran ginge, das nächste Album von Alex Lopez im Studio zu veredeln und diesem entdeckungswürdigen Blues-Singer-Songwriter zu größerer öffentlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen.
FAZIT: Feeling und Power im maßgeschneiderten Anzug statt eines Blaumanns, gleichwohl Alex Lopez' Muttersprache nichts weniger als der Blues ist. "Slowdown" ist in Bezug auf seinen Titel zwar kein schleuderfreies Programm für seidenweiche Wäsche, aber dennoch ein Zeugnis der Gelassenheit eines Künstlers, der genau weiß, was er will, und alles andere beiseite schiebt - urbaner Bluesrock auf sehr hohem Niveau.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.08.2017
Maremil Records
55:44
04.08.2017