Mit "Pandora" tut sich der Wiener Andy Mandorff as meisterhafter Klassikgitarrist hervor. Warum? Weil er sein Instrument virtuos wie unkonventionell bedient, ohne gleich in ungenießbare Avantgarde abzudriften.
Dieses Album ist ein stilles. Es atmet - nicht zuletzt aufgrund der Produktion, die den Eindruck vermittelt, der Hörer befinde sich sehr nahe am Instrument - und hat Ecken wie Kanten, wobei die Pausen ebenso wichtig sind wie die gespielten Töne.
Das Hauptlick von 'While You Were Out' könnte man sich andererseits prima in einem Rocksong vorstellen, und genauso würde das tatsächlich sehnwüchtige 'Craving' in einem "konventionellen (was bedeutet das schon) Rahmen funktionieren, sodass es sich fürs Radio anböte; den Gesang kann man sich dazudenken. Das bassig kratzige 'Tailing the Object of Special Preference' kommt verschmitzt daher und hat in seiner tänzelnden Art sogar Ohrwurm-Charakter, steht also ebenfalls ganz im Zeichen des potenziellen Massengeschmacks, wenn die Masse denn bloß Geschmack hätte bzw. an solche Musik herangeführt würde.
Mandorff agiert mit viel Groove, und das ganz ohne Rhythmusgruppe. Füllige Voicings wie in 'Tailing the Object of Special Preference' machen Druck wie Bassist und Drummer, das Wiegenlied 'Big Little Man' steht dem entgegen, ebenso die jazzigen Arpeggien von 'Pandora' und das springfidele 'Say Yes to the Mess'. 60 Jahre soll dieser Künstler alt sein? Mancher Jungspund darf sich etwas vonn ihm abgucken.
FAZIT: Völlig "entstromt" auf Nylonsaiten und dennoch elektrisierend, dabei ohne naheliegende Assoziationen zu anderen Solo-Akustikklampfer … Andy Mandorff berührt, beeindruckt und öffnet wirklich eine bunte Büchse der Pandora.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2017
http://www.manndorff.com
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24.03.2017