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Arne Huber Quartet: Im echten Leben

Stil: Jazz

Cover: Arne Huber Quartet: Im echten Leben

Der Titel des neuen Albums des Ensembles um Bassist Arne Huber zeugt von Erdung, und tatsächlich wähnt man sich beim Hören von "Im echten Leben" nicht etwa in elitären Jazz-Kreisen, sondern schlichtweg einem geselligen Umfeld Musikbegeisterter, die bei aller Gekonntheit, mit der sie aufspielen, wie alte Weggefährten wirken - selbst auf Genre-Laien. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/6c1bfb03e0344cd88e9e5b211d9f4e4a" width="1" height="1" alt="">

Das liegt ganz einfach dara, dass das ARNE HUBER QUARTET emotional einfühlsam agiert, dies aber eben mit hervorragenden technischen respektive kognitiven Fähigkeiten. Letztere sind im Jazz ohnehin mindestens genauso wichtig wie die graue Theorie, denn diese nimmt wirklich keine Farbe an, wenn man als Combo-Mitglied nicht zu interagieren weiß, wozu nicht wenig Menschenkenntnis und Empathie gehört. Nun ist "Im echten Leben" aber auch keine postmoderne Befindlichkeitsmucke, sondern im Gegenteil über weite Strecken energetische, erhebende Musik.

Diese fußt allein schon in Hinblick auf die Besetzung, in der sie gespielt wurde, auf stilistischen Traditionen, doch sklavische Treue braucht man dem Freiburger Tieftöner und seinen Mitstreitern nicht vorzuwerfen.
Zu hören am deutlichsten im längsten Stück 'Pollux' das wie auch die anderen trotz seiner ausufernden Art in erster Linie komponiert klingt, statt auf Improvisation zu fußen. Diese ist wohlgemerkt natürlich auch Bestandteil des Werks. Das merkt man vor allem bei den drei Stücken 'Piano Tune', 'Im echten Leben' und 'Lumen, die Wanja Slavin mit virtuosem Altsaxofonspiel ergänzt.

Der Sound bleibt immerzu luftig transparent, und ein etwaiger Eindruck von Langatmigkeit ausgeschlossen. Umso verblüffender erscheint die internationale Aufstellung des Quartetts, denn wie gesagt: Hier denkt man, die Protagonisten seien eng miteinander befreundet und einem selbst persönlich geläufig. Die Beteiligten tragen mannigfaltige Klangfarben auf, ohne grellbunt anzumuten, denn jeder weiß um seine Funktion und seinen Platz. Hier ist einmal mehr die Gruppe König, nicht dieser oder jener Einzelkämpfer. Anders würde Jazz auch nicht funktionieren.

FAZIT: Wirklichkeitstreue als Motto, Grenzenlosigkeit auf mehhreren Ebenen und am Ende vor allem Lebenslust, die sich im Jazz-Kontext auf den Hörer transferiert. Ein Idealzustand und Glücksgriff für jeden Künstler quasi, der so etwas schafft.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.03.2017

Tracklist

  1. Piano Tune
  2. Royal
  3. Tramp
  4. Im echten Leben
  5. Mesurado
  6. Lumen
  7. Pollux
  8. Land

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Meta / NRW

  • Spieldauer

    55:23

  • Erscheinungsdatum

    24.03.2017

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