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The Barber: General Thrashing

Stil: Hardcore Rock'n'Roll

Cover: The Barber: General Thrashing

<a href="https://www.youtube.com/watch?v=N_hUxabSbSg&feature=youtu.be" rel="nofollow">The most Russian musicvideo ever</a>: Vier Typen mit viel Haar und noch mehr Bier, ein alter weißer Van, dem nur noch der „Free Candy“-Schriftzug fehlt. Der Van tuckert beflaggt und mit offenen Türen durch eine etwas verwahrlost wirkende Wohngegend, der Gitarrist steht in Leggings und Jeansjacke auf dem Dach, während seine drei Bandkollegen aus dem Auto heraus die verwunderten Menschen, die natürlich gerade dabei sind, im tiefsten Winter auf dem Gehsteig zu grillen oder sich mit Baseballschlägern zu verprügeln, beschallen. Klingt interessant? Ist es auch.

Die vier Typen machen unter dem Namen THE BARBER seit knapp fünf Jahren Krach und diesen Sommer werden sie zum ersten Mal auch in westlicheren Gefilden (u.a. in Deutschland) unterwegs sein und – ja, geht hin! Geht hin, wenn ihr was mit auf den Punkt gebrachtem bzw. auf die Spitze getriebenem Hardcore mit MOTÖRHEAD-styled Rock'n'Roll-Riffs anfangen könnt. Geht hin, wenn ihr energiegeladene Musik schätzt, die den verschwitzten Grenzbereich zwischen produktiver und destruktiver Energie, Party und Suizid, abtastet.

Dabei ist die Vorstellung grundfalsch, THE BARBER wären nur eine primitive Abrissbirne, die den Soundtrack für bierselige Feierabend-Anarchisten liefert. Nein, sie schaffen es (meistens) auch, sich auf Albumlänge interessant zu halten und kehren beispielsweise just, wenn nach den wilden und überzeugenden ersten Songs mit „Selfexorcism“ etwas Langeweile Einzug zu halten droht, mit einer noch abwechslungsreicheren zweiten Halbzeit zurück, lockern das gewohnte Konzept mit einem unerwarteten verlangsamten und melodischen Einschub („White Rabbits“) oder einem Mundharmonika-Outro („Thrill Killing“) auf.

Allgemein gesprochen muss darauf hingewiesen werden, dass die Barbiere ein sicheres Händchen beim Songwriting beweisen und mit ausgesuchten Riffs zu gefallen wissen, aus denen wie erwähnt ein eher melodischer, rock'n'rolliger Geist spricht, der das tiefergelegte Gebolze, an das der Begriff Hardcore zunächst denken lässt, links liegen lässt.
Allgemein gesprochen No. 2: Sänger Alexey Mosin beeindruckt mit seiner kraftvollen Darbietung, die zwar nicht unbedingt virtuos ist, aber durch und durch authentisch wirkt: So gelingt es ihm, nicht zu einem entpersonalisierten Schreier zu werden, sondern den Eindruck zu vermitteln, dass da ein Mensch hinter dem Mikro steht, der das, was er da in selbiges hineinzwingt, vollkommen ernst nimmt und sich mit seinen Worten identifizieren kann.

Für die CD-Käufer gibt es als kleines Extra noch Akustikversionen von „Blackened Soul“ und „Working Class Anti-Heroes“, die ein interessantes anderes Gesicht der Band zeigen. Und siehe: Die Songs funktionieren in beiden Habitaten gut.

Mein persönlicher Favorit ist erwähntes „Blackened Soul“, das mit seinem aggressiven Riffing, das an einen Gummiball, wieder und wieder mit Wucht gegen eine Wand geworfen, erinnert und die Qualitäten des Albums, die Aggression des Punk, die eingängigen MOTÖRHEAD-Anleihen und die intensive und hingebungsvolle Darbietung, ordentlich zusammenfasst.

FAZIT: Wie der Bandname andeutet: Die Platte rasiert! Den Russen vorzuwerfen, ihren Sound zu wenig abwechslungsreich zu gestalten, ist müßig. Eben wie ihre Unter-anderem-Vorbilder MOTÖRHEAD setzen sie im Radius ihres Stils und ihrer Amps ein Maximum an Energie und Leidenschaft frei, das Respekt verdient.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2017

Tracklist

  1. Burn Not Leaving Ash
  2. One Same Blood
  3. Working Class Anti-Heroes
  4. Don’t Deprive the Boozer of His Booze
  5. Blackened Soul
  6. Selfexorcism
  7. Thrill Killing
  8. White Rabbits
  9. Amen
  10. Now It Is

Besetzung

  • Bass

    Arseniy Krickun

  • Gesang

    Alexey Mosin

  • Gitarre

    Vladimir Ukhanov

  • Schlagzeug

    Anton Yalovchuck

Sonstiges

  • Label

    Zero Hero Recordings

  • Spieldauer

    43:35

  • Erscheinungsdatum

    01.04.2016

© Musikreviews.de