Das neunte Album von BEANS AND TOAST ist vielleicht das politischste des dahinterstehenden Singer-Songwriters, doch dieser erhebt weder mahnende Zeigefinger der unangenehmen Sorte, noch vergisst er bei allem Sendungsbewusstsein die Musik an sich. Der sofort den Bauch, nicht den Kopf ansprechende Titel des Albums verdeutlicht dies, obgleich man sich fragen kann, ob der Künstler das auch so beabsichtigt.
Anders, als sein Projektname suggeriert, ist Jay McAllister dennoch ein weitgehend ernster und nachdenklicher Musiker. Der Mann aus Essex ist davon abgesehen, dass er wenig Experimentierfreude an den Tag legt, so etwas wie der gesetzte Conor Oberst Englands und verwehrt sich nicht nur mit 'I Think Everyone Should be Terrified' gegen jegliches Klugscheißertum.
Nichtsdestoweniger stehen auf "Cushty" alle Texte weit im Vordergrund, auch und gerade wohl wegen der darin verarbeiteten, zeitgenössischen Themen, die bei den Medien als zweifelhaften Informationsquellen anfangen und über die generelle Befindlichkeit des Menschen hinausreichen. Das rührige wie rührselige 'Jamie & Lillie' mit Fiddle ist gewiss das intimste Stück auf dem Album - eventuell knapp hinter dem kurzen wie glanzvollen Finale 'The Sun The Moon And Me' -, wohingegen akustische Roadmovie 'The A303' trotz des dezidiert britischen Textthemas sehr amerikanisch anmutet, also praktisch eine Stilübung der erfreulichen Sorte markiert.
Dass McAllister gewohnheitsmäßig an seinem Geburtstag (1. Dezember) neue Alben herausbringt, kann man zwar bis zu einem gewissen Punkt als Grund für die recht konventionelle Anmutung von "Cushty" verstehen, doch ein schlechtes Singer-Songwriter-Album wird es dadurch trotzdem nicht.
FAZIT: "Cushty" ist für einen Liedermacher standesgemäß erzählerisch, ohne dass die Instrumentierung nur schmuckes Beiwerk wäre. Das seinem Titel gemäß schwermütige 'The House That Austerity Built' einerseits und das bissige Narrativ 'Taylor Swift', das wie aus dem Stegreif ersonnnen anmutet, am anderen Ende des Spektrums von BEANS AND TOASTs Repertoire zeugen vom Einfallreichtum Jay McAllisters und rechtfertigen seine andauernde Präsenz im nicht nur britischen Musikmilieu. Eine konservative Konstante der unterhaltsamen Sorte.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.12.2017
Xtra Mile / Indigo
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01.12.2017