Vier Jahre sind krankheitsbedingt ins Land gezogen, bevor Ben Marwood dieses dritte Album einreichen konnte, und einmal mehr zeigt sich: Leiden bewirkt die mithin großartigste Kunst, denn man darf mit Fug und Recht behaupten, dass der Künstler seinen bisherigen Zenit erreicht hat.
So beschaulich sich das kurze 'Punched In The Mouth (Part 1)' zu Beginn ausmacht, so vielfältig wird "Get Found" im weiteren Verlauf in der Gesamtschau. Tatsächlich sind es nicht einmal die übersichtlich gestrickten Songs mit Marwood allein an der Klampfe, die richtiggehend ergreifen, sondern jene Stücke, bei denen der Songwriter eine ausgewachsene Band einspannt. Das flotte Highlight ‘The Church Of No Commandments’ mit schmissigem Schlagzeug bezeugt dies aufs Verbindlichste, gleichfalls der Bandsong ‘Nights’.
Auch wenn es sich bei den meisten Stücken um lyrische Momentaufnahmen handelt (zumindest ergibt sich dieser Eindruck beim Hören), wirkt nichts beliebig oder gar improvisiert. Hier hat jemand aus dem Impuls heraus gehandelt und intuitive Eingebungen festgehalten, um handfeste Songs daraus zu zimmern, die sich meistens aufs Notwendige beschränken.
Drum bleibt Ben Marwood am Ende ein klassischer Geschichtenerzähler, der sich auf intime, liedhafte Preziosen versteht -minimalistisch nur mit akustischer Gitarre vorgetragen -, aber eben auch anders kann und weiterhin können wird. Das macht ihn langfristig spannend, zumal mit seinen zutiefst einfühlsamen Texten, und führte zu diesem vorläufigen Karrierehöhepunkt, auf dem selbst 'Baby You're a Mess' von BAND OF HOPE (ausgerechnet die erste Single) so klingt, als sei es auf des Künstlers eigenem Mist gewachsen.
FAZIT: "Get Found" ist im wahrsten Wortsinn ein Album des Ankommens und Gefunden-Werdens.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2017
Xtra Mile / Indigo
39:34
07.04.2017