Manchmal möchte man BIG BIG TRAIN zurufen: „Übertreibt‘s nicht mit euren so kurz aufeinander folgenden Veröffentlichungen seit ‚Folklore‘!“, denn wenn man die drei Alben <a href="http://musikreviews.de/reviews/2016/Big-Big-Train/Folklore/" rel="nofollow">„Folklore“</a> und <a href="http://musikreviews.de/reviews/2017/Big-Big-Train/Grimspound/" rel="nofollow">„Grimspound“</a> sowie „The Second Brightest Star“ gegenüberstellt, dann wundert man sich doch über die auftretenden Parallelen, die spätestens im Falle von „The Second Brightest Star“ im Grunde keine eigenständige Veröffentlichung rechtfertigen, sondern gut und gerne viel besser als eine Doppel-CD mit Boni funktioniert hätten. So schön das Album samt eingeklebtem 20seitigen Booklet auch sein mag, es ist am Ende „nur“ eine Kombnation aus Neuem und Resteverwertung, worauf im Booklet auch extra verwiesen wird: „‘The Second Brightest Star‘ ist eine Zusammenstellung aus den ‚Folklore‘- und ‚Grimspound‘-Veröffentlichungen sowie ein paar neuen, bisher unveröffentlichten Stücken und mehreren Instrumentals, die während dieser Zeit entstanden.“
Aber, aber, aber!
Egal, was BIG BIG TRAIN in letzter Zeit anfassen und aufgreifen, es ist trotzdem richtig gut. Und so beginnt „The Second Brightest Star“ gleich mit dem Titelsong, der eine unglaublich ergreifende, progressiv vielgestaltige Ballade geworden ist und mit zu den besten Titeln des gesamten BIG BIG TRAIN-Katalogs gehört.
Überhaupt sind die neuen Titel alle zwischen getragen und ruhig gehalten und brechen sich nur selten die Bahn in komplexere Prog-Musikgefilde. Dafür aber lässt „The Passing Widow“ als Piano-Ballade mit Streichern und unglaublich emotionalem Gesang aufhorchen.
Der zweite helle Stern aus dem Hause BIG BIG TRAIN leuchtet mehr in ruhig-romantischen Tönen und der Gesang sowie die gesamte folkloristisch-klassische Ausrichtung erinnern immer wieder an einen ELVIS COSTELLO, der im Einklang mit einem MIKE BATT ein starkes Album raushaut. Mein lieber Mann, das hätte man den Briten dann eben doch nicht zugetraut. Womit sie eben auch auf „The Second Brightest Star“ tatsächlich doch wieder für eine Überraschung gut sind.
Weniger überraschend ist dagegen die wiederum gleichbleibend fantastische Sound-Qualität des Albums, durch die bereits „Folklore“ und „Grimspound“ hervorstachen.
Der „Grimlore“-Teil ist die bereits bekannte, breit angelegte epische Prog-Symphonie mit ein paar Ausflügen in den Jazz und ausgiebigen Instrumental-Passagen, die mal ihren ganzen Bombast herauslassen und sich dann wieder in fragile Akustik zurückziehen. Auch klingt der Gesang hier wieder mehr nach PETER GABRIEL. Ein echter Klassiker.
FAZIT: Was anfangs ein wenig nach Resteverwertung aussah, entwickelt sich auf „The Second Brightest Star“ von BIG BIG TRAIN am Ende doch noch zu einem kleinen Meisterwerk, bei dem nicht nur der hervorragende Titelsong herausragt, sondern auch die vielen ruhigeren Stücke rundum neben dem epischen Bombast, der auf Flöten und Geigen trifft, zu überzeugen wissen. Der Rabe fliegt höher und höher, immer dem hellsten Stern entgegen. Und wir folgen ihm, weil wir gar nicht anders mehr können.
PS: Und wo das Album von Freunden guten Folk-Prog-Rocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="http://www.justforkicks.de/detail.asp?sid=1077802M66N249N66N131&uid=0&id=24271&lid=1" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2017
Greg Spawton, Danny Manners
David Longdon, Nick D‘Virgilio, Andy Poole, Rachel Hall, Rikard Sjöblom
David Longdon, Andy Poole, Dave Gregory, Rikard Sjöblom
David Longdon, Andy Poole, Danny Manners, Rikard Sjöblom
Nick D‘Virgilio
David Longdon (Flöte), Rachel Hall (Geige, Bratsche, Cello)
English Electric Recordings/Just For Kicks
70:33
29.09.2017