Schon längst bringt man den Namen BJØRN RIIS nicht mehr nur mit AIRBAG – einer norwegischen Band, die unüberhörbar aus einer PINK FLOYD-Coverband hervorging - in Verbindung, sondern auch mit seinen Solo-Ausflügen, die sich stärker an PORCUPINE TREE und ARCHIVE oder NO NAME und MARILLION, aber natürlich, besonders der Gitarrenarbeit wegen, nach wie vor auch an DAVID GILMOUR orientieren. Das war bereits bei Riis' ersten Album aus dem Jahr 2014 <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2014/Bjrn-Riis/Lullabies-In-A-Car-Crash/" rel="nofollow">„Lullabies In A Car Crash“</a> so, das ist auch bei seinem zweiten aktuellen Album <a href="https://www.youtube.com/watch?v=tCYXzyRczjo" rel="nofollow">„Forever Comes To An End“</a> so.
Allerdings möchte man gar nicht wissen, was wohl ein DAVID GILMOUR sich dabei denken würde, wenn er beispielsweise dieses Riis-Album hört und darüber nachgrübelt, dass er sich gar nicht mehr daran erinnern kann, wann er denn diese Gitarren-Solo eingespielt hat, denn manchmal übertreibt bzw. plagiiert BJØRN RIIS mit dem einen oder anderen Gilmour-Gedächtnis-Solo, die sich über das gesamte Album erstrecken. Noch dazu taucht bei ihm dieses Mal immer wieder das „Wasser“-Thema, samt Wellenrauschen, auf und stellt verdächtige Parallelen zu „On An Island“, dem etwas träge und viel selbstzufrieden geratenen Gilmour-Alterswerk her. Um wohl dauerhaft diesen Kopisten-Eindruck zu vermeiden, geht Riis glücklicherweise mitunter deutlich druckvoller zur Sache, wobei besonders der fast achtminutige Instrumental-Titel „Getaway“ regelrecht ein kleines Meisterwerk geworden ist, das auch einige frühe ALAN PARSONS PROJECT-Erinnerungen weckt und tatsächlich einem KING CRIMSON-Riff endet. Einen weiteren dieser Riffs wird der überraschte Hörer zugleich in den ersten Sekunden des Albums entdecken.
Auch ein Blick auf das grau-schwarze Cover des Digipaks signalisiert uns, dass es hier nicht um jemanden geht, der auf seiner ganz persönlichen, paradiesischen Insel angekommen ist, sondern eher ins Wasser geht, um alles hinter sich zu lassen. Dazu der Album-Titel und die melancholische Grundstimmung der Musik sowie der Texte – hier geht es um Abschied, Verlust, Nicht-mehr-weiter-Können. Den ganz großen Weltschmerz, festgehalten auf einem 48minutigen Konzeptalbum.
Mit „Calm“ schiebt Riis dann „Getaway“ gleich ein weiteres, diesmal sehr finsteres Keyboard-Stück hinterher, um sich auf dem längsten, gut zehnminutigen Song „Winter“ wieder in ausgiebigen Gilmour-Gitarren-Eskapaden zu ergehen. So wundervoll diese auch klingen mögen, irgendwie steckt da eben doch deutlich zu viel Gilmour und zu wenig Riis drin.
BJØRN RIIS ist für DAVID GILMOUR das, was ein ROBERT REED für MIKE OLDFIELD ist – perfekte Kopien der großen Helden. Wer das mag, wird garantiert begeistert von „Forever Comes To An End“ sein, wer lieber auf‘s Original zurückgreift, wird wahrscheinlich am liebsten eine Klone-Diskussion beginnen wollen.
FAZIT: Am Ende aber gilt, dass all diejenigen, die Gilmours Gitarrenspiel und finstere Konzeptalben lieben, nach dem Hören dieses Albums hochachtungsvoll feststellen werden, dass es da einen norwegischen Multiinstrumentalisten namens BJØRN RIIS gibt, der tatsächlich ein riesiges Gilmour-Gen in sich trägt und dieses voller Stolz nicht nur bei seiner Band AIRBAG, sondern auch auf seinem zweiten Solo-Album „Forever Comes To An End“ zum musikalischen Leben erweckt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2017
Bjørn Riis
Bjørn Riis, Sichelle Mcmeo Aksum
Bjørn Riis
Bjørn Riis, Simen Valldal Johannessen
Henrik Fossum, Anders Møller
Karisma Records/Soulfood/Plastic Head
47:59
19.05.2017