Kurz vor ASWAD waren BLACK UHURU zu Beginn der Achtziger die erste Reggae-Formation, die im reputierlichen Rockpalast auftrat und dem zentraleuropäischen Publikum eine Lektion in Genre-Sachen erteilte. "Essen 1981" ist ein Parforceritt - selbstverständlich stiltypisch gelassener Art - in Sachen "die Eins im Takt auslassen" und packt auch mehr als 35 (!) Jahre später von vorne bis hinten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/223937faaf9c4dce9235a5cd92e9d3bd" width="1" height="1" alt="">
Was BLACK UHURU seit je von der breiten Reggae-Masse abhebt, ist ihr bestechender Satzgesang, ganz zu schweigen von auf den Punkt genauen Beats, die vehemente Klanghypnose garantieren. Davon zeugen gleich zu Beginn das entschleunigte 'Shine Eye Gal' und weiterhin das lamentierende 'Puff She Puff', wohingegen das melodisch verschlungene 'Sponji Reggae' andeutet, wohin die Gruppe Hit-technisch in den kommenden Jahren noch avancierte.
Vier Sommer nach ihrer Gründung zeigt sich die Band noch jugendlich hungrig, wobei auch die eher misslichen Umstände des Auftritts (am Düsseldorfer Flughafenzoll gab es Probleme bzw. Handgreiflichkeiten mit den Behörden) eine Rolle gespielt haben dürften. Nichtsdestoweniger steht Spielfreude an vorderster Stelle, wie nicht zuletzt das verhalten heitere 'Youth Of Eglington' beweist.
Gleichzeitig kommt das aggressive, politische Moment des ursprünglichen Reggae nicht zu kurz, gleichwohl es mit Pop und Rock verschmolzen wird, ohne die Wurzeln des Stils und dessen Glaubwürdigkeit zu kompromittieren. US-Fabelgitarrist Daryl Thompson (u.a. Peter Tosh) verleiht BLACK UHURU in jedem Fall eine angenehm raue Kante, weshalb man zusammenfassend nur sagen kann: Reggae ist mit dieser Combo immer noch ein Erlebnis und eine Entdeckung wert, falls man bisher zu den Kosstverächtern zählte.
FAZIT: BLACK UHURU live und wesentlich fetziger als auf Platte, freilich mit jenem untrüglich tighten Beat der Kult-Rhythmusgruppe aus Sly Dunbar und Robbie Shakespeare, die im Folgenden zu gefragten Studiomuckern avancieren sollten. "Live At Rockpalast" ist eine Pflichtveröffentlichung für Band- wie Genrefans mit anständigem Bild und Ton, gleichzeitig da Genre-Neulinge Geschichtsunterricht bekommen. Those were da days.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2017
Robbie Shakespeare
Duckie Simpson, Michael Rose, Puma Jones
Billy Johnean, Derryl Thompson
Franklyn Wau
Sly Dunbar, Sky Juice
MiG / Indigo
58:44
03.03.2017