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Cameron Avery: Ripe Dreams, Pipe Dreams

Stil: Dream-Pop, Indie-Rock, Swing und vieles mehr

Cover: Cameron Avery: Ripe Dreams, Pipe Dreams

Was für ein Album für alle, denen die melancholischen Songs von SCOTT WALKER und JACKSON BROWNE oder den TINDERSTICKS und natürlich einem NICK CAVE noch immer genauso zu Herzen gehen, wie dem Kritiker dieser Zeilen. Die aber auch auf - mitunter ein wenig „klebrig oder schwülstig“ erscheinende – Streicher stehen, ohne dabei dieses peinliche Kitsch-Gefühl zu empfinden, wie es einem die harten Musik-Knochen bei solcher Musik immer wieder unterstellen. Die genauso wundervolle Melodien lieben, wie sie in den Sechzigern THE MAMAS & THE PAPAS mit „Dream A Little Dream Of Me“ unters wild verliebte Blumenkinder-Völkchen warfen. Hört euch nur den ersten Song des Albums an – und nach „A Time And Place“ wisst ihr, was ich meine!

Auch ein Blick auf dieses zu Herzen gehende Cover unterstreicht gehörig das, was uns an leidenschaftlicher Romantik und träumerischer Melancholie auf <a href="https://www.youtube.com/playlist?list=PLJ7QPuvv91JtKu2MrkzSRFmr1JoC9vGI3" rel="nofollow">„Ripe Dreams, Pipe Dreams“ von CAMERON AVERY</a> erwartet, auch wenn es darauf so einen knallharten GRINDERMAN-Ausbrecher wie „Watch Me Take It Away“, der so gar nicht auf dieses Album passen will, gibt. Das jedenfalls ist Averys hart-experimenteller CAVE-Moment, bei dem sogar die Streicher richtig verrückt spielen dürfen!
Am Ende der grandiose Kontrapunkt auf „Ripe Dreams, Pipe Dreams“!

Und so als hätte es diesen krachigen Song nie gegeben, hüllt uns dann „An Ever Jarring Moment“ wieder in himmlische blau-weiße Wölkchen ein und sogar eine Steel Guitar spielt ihre zarte Melodie dazu, bis uns <a href="https://www.youtube.com/watch?v=JxBzcVTMp8o" rel="nofollow">„C‘Est Toi“</a> als ganz große Swing-Ballade – Darf man dabei wirklich solche Namen wie FRANK SINATRA oder ELVIS PRESLEY ins Spiel bringen? - aus dem Album verabschiedet.

Aber es gibt auch den klassischen TINDERSTICK-Moment mit leichtem Country-Feeling, wenn uns Mr. Avery auffordert: <a href="https://www.youtube.com/watch?list=PLJ7QPuvv91JvOlBQ3O5KikKlZA3I98aoc&v=OHT-F6ZO3Jk" rel="nofollow">„Dance With Me“</a>, um dann bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IdN7bhUIOQw" rel="nofollow">„Wasted On Fidelity“</a> auch noch mit dem Feuer zu spielen, während mit einem freundlich-romantischen Lächeln sogar die WALKABOUTS vorbeischauen.

Was will man mehr – außer in den totalen Unglauben verfallen, weil man nach all dieser Romantik, Melancholie und Herzlichkeit einfach nicht glauben kann, dass der australische Multiinstrumentalist und Sänger tatsächlich Mitglied der Psyche- und Prog-Bands TAME IMPALA und POND ist, die wirklich gänzlich andere, sehr progressiv-komplexe und zugleich abgefahrene Musik machen, während bei seinem Solo-Album zarte Streicher, wundervolle Melodien und das ganz große Gefühl, vorgetragen mit warmer Stimme, dominieren.

Ärgerlich ist, wie leider in letzter Zeit bei vielen Alben viel zu oft auftretend, das Fehlen eines Booklets und die „geizige“ Beschränkung auf eine billige, aufklappbare Papp-Verpackung. Wenn der Künstler was zu sagen und zu singen hat, was wertvoll erscheint, dann sollte er das bitte auch unbedingt dem Hörer mitteilen, indem er ihm die Chance einräumt, während des Hörens auch ein Blick auf die Texte zu werfen, die wirklich anspruchsvoll sind. Solch ein Verzicht könnte vielleicht sogar die Kaufentscheidung des einen oder anderen Musikliebhabers, der den Namen CAMERON AVERY noch nie gehört hat, negativ beeinflussen.

FAZIT: Er ist der Bassist von TAME IMPALA, aber solo hat die Musik des singenden Multiinstrumentalisten überhaupt nichts mehr mit dieser Band zu tun. Auf „Ripe Dreams, Pipe Dreams“ dominieren die ruhigen Momente, viele Streicher und die angenehm warm-voluminöse Stimme von CAMERON AVERY, der in einem Interview darauf hinwies, dass er die alten französischen Filme der frühen Sechziger von Jean-Luc Godard besonders liebt. Viele von Averys Song klingen wie der swingend-romantische Soundtrack dazu.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2017

Tracklist

  1. A Time And Place
  2. Do You Know Me By Heart
  3. Dance With Me
  4. Wasted On Fidelity
  5. Big Town Girl
  6. Disposable
  7. The Cry Of Captain Hollywood
  8. Watch Me Take It Away
  9. An Ever Jarring Moment
  10. C‘Est Toi (Extended)

Besetzung

  • Bass

    Cameron Avery

  • Gesang

    Cameron Avery

  • Gitarre

    Cameron Avery

  • Keys

    Cameron Avery

  • Schlagzeug

    Cameron Avery

  • Sonstiges

    Jede Menge Streicher!

Sonstiges

  • Label

    ANTI-/Indigo

  • Spieldauer

    39:45

  • Erscheinungsdatum

    10.03.2017

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