"Into The Pandemonium" war vor 30 Jahren eine gewagte Veröffentlichung und würde auch heute reihenweise Hörer vor den Kopf stoßen, nicht nur wegen der völlig abwegigen Coverversion von 'Mexican Radio' von WALL OF VOODOO, sondern aufgrund der zeitweiligen rhythmischen Widerborstigkeit, so einiger Dissonanzen und einer beunruhigenden Gesamtstimmung, die ganz anders anmutete als bisher.
Die 2017er-Variante gibt es mit fünf Bonustracks, genauer gesagt zwei anderen Aufnahmen von Albumsongs - 'The Inevitable Factor' noch einmal mit alternativer Gesangsspur -, dem Dean-Martin-Stück 'In the Chapel In the Moonlight' von der Compilation "Parched With Thirst I Am And Dying" (einziger Song der 1987er Zwölfzoll-Single "The Collector's Celtic Frost") sowie einem Remix von 'One In Their Pride'. BMG bringen "Into The Pandemonium" wie alle anderen alten FROSTies als Digibook oder gewichtiges Vinyl mit bildlichem und textlichem Zusatmaterial heraus.
Die Songs, die für dieses Album zusammengestellt wurden, haben eines gemein - nämlich dass sie eben nichts miteinander eint. "Into The Pandemonium" wirkt zerfahren und vielleicht gerade deshalb irgendwie doch stimmig, zumindest wenn man als Anhänger der Band ein bis anderthalb Augen zudrückt. Bewährte Kost servieren CELTIC FROST selten; stattdessen hört man etwa bizarre Klangkulissen und - unfassbar - Disco-/Motown-Einflüsse in 'I Won't Dance' neben einem natürlich ebenfalls unpassenden Mehr an Theatralik und Pathos.
Stimmlich überschritt Fischer mitunter seine Grenzen, obgleich die vorübergehende melodische Schieflage auch einen Teil des Reizes der Scheibe ausmacht. Avantgarde und Metal waren jedenfalls spätestens mit der Veröffentlichung dieses Werks nicht mehr länger unvereinbar.
FAZIT: Kommerziellen Selbstmord begingen CELTIC FROST endgültig erst mit "Cold Lake", doch "Into The Pandemonium" - die Einschätzung gibt nicht umsonst bis heute Anlass zu Debatten - lässt sich wahlweise als heikles Ausleben jeder Idee auffassen, die insbesondere Tom Warrior seinerzeit mal so eben hatte, oder als leidlich geglückter Durchhaltebeweis einer Band, die sich händeringend nach neuen Herausforderungen ausstreckte, obwohl sie handwerklich gar nicht vollends imstande war, sich selbigen zu stellen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/26c8fc75376940a2b16560e1ea3b54d3" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.06.2017
BMG / Noise
65:33
30.06.2017