Gothic nach ursprünglichem Verständnis, Post Punk und New Wave verdichten sich gemeinsam mit marginal folkloristischen Untertönen bei CHANTAL MORTE zu einem recht einzigartigen und darum nicht gerade massentauglichen Ganzen. Konkret enerviert "Mental Short" sogar über weite Strecken.
Im Übrigen handelt es sich mitnichten um eine Solokünstlerin, sondern eine Band, genauer gesagt ein Duo. Mika Chantal und Roco Morte weben auf "Mental Short" merkwürdige Klangteppiche aus Industrial und nach Freiform stinkenden Klangvignetten, die sich nicht die Bohne Song schimpfen dürfen. Das gilt eigentlich nur für Serge Gainsbourgs 'Maxim's', Brechts und Weills 'Alabama Song' sowie 'Drinkin' wine', die mithilfe des tschechischen Komponisten Kamil Kr?ta alias Koonda Holaa performt werden, aber aufgrund CHANTAL MORTEs widerborstiger Umsetzung einfach nicht gefallen wollen.
Da fragt man sich doch, welche Absicht die Projektleiter verfolgen. In jedem Fall verstört dieses Album, insbesondere und ausgerechnet während 'Chinatown', 'Berlin' und 'Birds' - die Texte stammen aus der Feder von Giless M. Fakir - als den zumindest strukturell verhältnismäßig konventionellsten "Kompositionen". Hut ab an Atypeek, so etwas zu veröffentlichen, aber im Grunde ist "Mental Short" unerträglich, auch wenn man es nicht als Mist abtun möchte.
FAZIT: Kaputte Rhythmen und Stimmen, die sich in sonderbarer Wortakrobatik ergehen, melodische Fehlanzeigen allerorts und ein kratziger Sound, der vorsätzlich aufzureiben scheint. Keine guten Aussichten für CHANTAL MORTE, im Mainstream zu punkten, doch das dürfte ihr Anliegen nicht sein. Dummerweise lässt "Mental Short" zumindest diesen Hörer kalt, obwohl er dem Antikommerz prinzipiell zugetan ist.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2017
Atypeek
43:41
16.06.2017