Klangmathematik für Akademiker. Der Darmstädter Vibrafonist und Schlagzeuger Christopher Dell - auch gelernter Komponist - kennt sich als Leiter des Instituts für Improvisationstechnologie in Berlin und Weltenbummler nicht nur im Rahmen seiner akademischen Tätigkeit mit durchaus auch exotischer Freiform-Musik aus, und solche spielt er auch auf diesem Soloalbum.
"Monodosis II" versöhnt Improvisation gewissermaßen mit serieller Musik. Dell verschränkt spontane Ideen unter vorgegebenen Strukturen und schaltet sie "in Reihe", wie er selbst sagt, wobei ein Zeitfenster von ungefähr drei Minuten -mal etwas mehr oder weniger - "erzwungen wird". Dass sich daraus ein reißbrettartiger Eindruck ergibt, steht zu erwarten.
Das über 70 Minuten dauernde Bimmeln der virtuosen Sorte überfordert teilweise, bleibt aber nicht reizlos, auch weil Dell die Klangpalette seines durchaus sensiblen Instruments auszuschöpfen weiß. Dennoch: U-Musik-Freunde sollten einen weiten Bogen hierum machen.
FAZIT: "Monodosis II" ist ein Klangexperiment im Sinne federführender Komponisten des 20. Jahrhunderts von Reich bis Glass, dargeboten auf Vibrafon und somit vor allen Dingen eine Demonstration der Möglichkeiten dieses Instruments.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2017
edition niehler werft
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03.11.2017