Der Wahl-Brooklyner Christopher Paul Stelling ist im Grunde überall auf der Welt bzw. in den weiten Vereinigten Staaten zu Hause, weil er andauernd Konzerte an jeder Ecke gibt. Eine daraus gewonnene innere Ruhe und kosmopolitische Ader hört man seiner Musik auch an, gleichwohl sie nie über den Americana-Rand hinausreicht. Das muss sie angesichts der Farbenfreude, die "Itinerant Arias" bietet, aber auch gar nicht.
Es handelt sich um das vierte Album des Barden, der für die Aufnahmen einmal mehr einen recht exotischen Ort aufsuchte, aber anders als für sein Debüt kein Bestattungsinstitut, sondern eine Hütte auf dem Land in Connecticut. Dort kanalisierte er beim Reisen gewonnenen Eindrücken geschuldete Songideen zu einem runden Ganzen, das neben Gedankenstrom-Texten 'A Day Or A Lifetime' auch ein paar ziemliche Gassenhauer zu Gehör bringt. Das subtil swingende 'The Cost Of Doing Business' gehört ebenso dazu wie das gemischtgeschlechtlich vorgetragene Sehnsuchts-Stück 'You Have To Believe'.
Bon-Iver-mäßiger Kitsch bleibt übrigens außen vor, auch wenn Stelling fast genauso androgyn singt wie sein Kollege. "Itinerant Arias" mag zwar keinen Indie-Folker von der Bettkante schubsen, wird aber sicherlich auch die Betten gestandener Traditionalisten wärmen, die mit Dylan aufstehen und sich am Ende des Tages neben ihre Townes-van-Zandt-Sammlung legen.
FAZIT: Reichhaltig instrumentierter Americana-Kram mit hörens- bzw. lesenswerten Texten. Christopher Stelling ist ein noch junger wie weier Mann, dem man gerne zuhört, ob er nun zupft oder singt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.06.2017
Anti / Indigo
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02.06.2017