Was die Schauspielerin und renommierte Sängerin Claudia Dylla, die auf diesem Album alle Texte spricht, und Steffen Sauer, der als als musikalischer Bearbeiter des Ganzen fungiert, mit "Die lasterhaften Lieder …" geschaffen haben, ist darüber hinaus, dass es sich um eine akustische Interpretation der zumindest in literarisch bewanderten Kreisen bekannten deutschen François-Villon-Nachdichtung von Paul Zech handelt, ein live hinlänglich erprobtes Programm von auf Tonträger nur fragwürdigem Wert.
Wenn Zech mit seinen Texten eines geschafft hat, dann die Hervorhebung der Janusköpfigkeit des französischen Nationaldichters. Dylla und Sauer werden diesem Anspruch zumindest insofern gerecht, als sie ein stimmungsvolles wie stimmgewaltiges Klangbild zu Gehör bringen, das aber immer nur defizitär bleiben kann, weil die textliche Seite Dreh- und Angelpunkt bleibt. Das liegt bei einer Bearbeitung von Literatur in der Natur der Sache, zumal sich Sauer auf an- und abschwellende Klangflächen ('Notwendige Nachschrift') beschränkt sowie ansonsten im Grunde ausschließlich rhythmisch untermalt. Von Liedern - das sind Balladen ja im Grunde genommen - kann also keine Rede sein.
Bei aller Narrativität lässt sich "Die lasterhaften Lieder …" auch nicht als Hörspiel begreifen; es ist schlichtweg ein Rezitativ höchst ausdrucksstarker Art, in dessen Rahmen sich allenthalben der finstere Abschluss 'Eine kleine Zugabe', davor noch die drastische 'Ballade von den Lästerzungen' sowie die elgisch dröhnende 'Marienballade' als halbwegs Song-artige Gebilde hervortun. Nicht nur, aber vor allem eine Frage bleibt letztendlich stehen: Wer soll das Kaufen bzw. bewusst hören?
FAZIT: Eine Liebhaberarbeit und Herzensangelegenheit ist diese CD definitiv, keine Frage. Allerdings funktioniert "Die lasterhaften Balladen des François Villon" unter Garantie vortrefflich auf der Bühne, wohingegen die Chose als "Musikalbum" oder auch nur Nachlese des Bühnenprogramms von zweifelhafter Qualität ist. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/d109224d8176484988ba61fa5833f81b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2017
Prosodia
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02.06.2017