Werden wir nach dem Hören des Albums von CLEO T. wirklich tausend weltmusikalisch klingende neue Himmel über uns sehen?
„And Then I Saw A Million Skies Ahead“ verspricht viel, hält aber nicht alles, was man erwartet. Und der Grund dafür liegt nicht etwa an der instrumentalen Seite des Albums, sondern in erster Linie an dem Gesang von CLEO T., der sich zwar in den hohen Tonlagen wohl fühlt, den tiefen, warmen Klang aber vermissen lässt. Und da sich CLEO T. in ihrer Musik genauso wie in ihren Videos fast immer als eine Diva inszeniert, passt diese doch etwas zu dünne Stimme nicht zu ihrer Inszenierung.
Manchmal klingt sie – Achtung, das ist ein echtes Lob – wie die weibliche Ausführung des viel zu früh verstorbenen PRINCE, wofür „Stay!“ das beste Beispiel ist.
Wenn dann aber nervende Disco-Beats den folgenden Song „Look At Me I Am A Horse“ grundieren, dann vergeht einem glattweg jeglicher Ritt auf diesem musikalischen Schaukelpferd. Gerade in den immer wieder auftauchen Electro-Beats werden die weltmusikalischen Ansätze des Albums regelrecht torpediert, was schade ist, denn auf den elf Songs von „And Then I Saw A Million Skies Ahead“ begegnen einem zugleich Musiker aus elf Ländern, die jeder für sich den Stücken ein spezielles Weltmusik-Etikett aufdrücken soll. Damit tauchen zugleich die exotischsten Instrumente auf: Charango, Tabla, Oud, aber auch Violinen, Celli, eine Tango-Gitarre, denen immer wieder minimalistische Beats ihr akustisches Flair nehmen.
Die Absicht hinter diesem Album steckt nicht nur in der Musik, sondern in CLEO T.‘s Idee, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, bei dem die Musik auf „And Then I Saw A Million Skies Ahead“ zu einer interaktiven Angelegenheit aus Gesang, Tanz, Malerei und digitaler Videokunst verschmelzen soll. In dieser Verbindung vermag das, was musikalisch auf dem Album geschieht, vielleicht überzeugen. In der reinen Musik-Form auf der CD erscheint vieles zu faserig und verworren. Auch wäre es eindeutig besser gewesen, weniger den Beats zu huldigen und stattdessen die Chance ausgiebig zu nutzen, mit elf Musikern aus elf Ländern ein modernes Worldmusic-Album rauszuhauen, das mit allen internationalen Wassern gewaschen ist. Dann hätte CLEO T. aber ihr Mikrofon viel häufiger den anderen – mitunter besseren – Sängern überlassen sollen.
FAZIT: Umso mehr man will, umso weniger kommt dabei manchmal heraus. CLEO T. wollte mit „And Then I Saw A Million Skies Ahead“ ein weltmusikalisches und zugleich visuelles sowie tänzerisches Gesamtkunstwerk schaffen, bei dem sie Musiker aus aller Welt unterstützen. Hätte sie denen mehr Raum gelassen, sich selber in ihrem Gesang beschränkt und die Beats deutlich zurückgedreht, es hätte was ganz Großes werden können. So aber stand sich die Sängerin in ihrer Diva-Selbstverliebtheit selber im Weg und brachte gerade mal so Mittelmaß zustande. Und selbst wenn der letzte Song „I Must Remember“ heißt, bleibt am Ende von diesem Album nicht wirklich viel in Erinnerung.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2017
Emilien Pottier, Valentin Mussou
Cleo T., Ruddy Descieux, Séréna Fisseau, Elyas Khan
Grégoire Léauté, Tomàs Gubitsch
Prabhu Edouard
Cleo T. (Autoharp), Sylvain Favre (Violine), Tomàs Gubitsch (Charango), Adnan Joubran (Oud)
RAR/Motor Entertainment/H'Art/Believe Digital
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10.03.2017