Der Slowake David Kollar gehört zu den Grenzgängern in Sachen (Jazz-)Gitarre und beweist dies auf seinem neuen Album einmal mehr. "Notes From The Underground" entstand im Herbst 2016 und im Sog der Arbeit des Künstlers mit niemand Geringerem als Steven Wilson, der seinen Beitrag auf "To The Bone" als "Gratwanderung zwischen klassischem Fusion-Stoff und modernen Ansätzen" zu schätzen weiß.
Kollar gehört mittlerweile übrigens zu jener erlauchten Sorte Musiker, die mit Prog-Hero Steven Wilson zusammenarbeiten durften, aber das nur mal so nebenbei …
Kollars neun aktuelle Songs beruhen auf dem Schicksal eines guten Freundes des Gitarristen, dem mit nur 34 Jahren und drei Kindern ein bösartiger Horntumor diagnostiziert wurde. Die bedrückend minimalistische Umsetzung dieses Hintergrundes erfolgte gemeinsam mit Trompeter Paolo Raineri, der gemeinsam mit David und Drummer Pat Mastelotto ebenfalls bei KOMARA spielt.
Der Komponist betont, dass er positive Stimmung verbreiten möchte, und tatsächlich schimmert auf "Notes From The Underground" stets auch Hoffnung durch. Der Titel bezieht sich übrigens auf Fjodor Dostojewskis gleichnamiges Werk, das beim Nachdenken über die Hiobsbotschaft Krebs aus Kollars Bücherregal fiel. Die Stücke pulsieren am Rande des Drone und entstanden mithilfe eines modularen Synthesizers, nicht zu vergessen iPhone-Apps (!) und natürlich der Gitarre, die David bis zur Unkenntlichkeit verfremdet hat.
Phasenweise enerviert dieses experimentelle Klanggebilde, das allerdings auch dank des Covers von Dusan Ockovic einen ganzheitlichen Charakter besitzt. "Notes From The Underground" spannt einen engen Bogen, der auf Verzweiflung hindeutet und letzten Endes doch daran erinnert, dass gerade aus selbiger erfreuliche Dinge geboren werden können.
FAZIT: Gitarren-Avantgarde mit emotionalem Konzept, dessen Nachvollziehbarkeit weder ein Musikdiplom noch einen erlesenen Geschmack erfordert. Nur offene Ohren. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/0537cbad4672492f98638779f1598f11" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2017
Eigenvertrieb
41:36
30.06.2017