Mit ihrem relativ gewöhnlichen Alternative Rock schaffen es DEAD MEMORY nicht, sich zu differenzieren, sondern ömmeln ohne merkliche Orientierung oder konkrete Ziele, die zu bissigen Songs führen würden, durch ein Niemandsland aus vagen Querverweisen, die so offensichtlich wie nach Belieben austauschbar sind.
"Welcome To My Fairytale" folgt auf die Debüt-EP "White Rabbit" und den soliden Langspieler "Cinderella". Das Quartett um Bassist, Sänger und Sympathieträger David hat ihr Handwerk spürbar fachmännisch gelernt, worauf schon die funky Gitarrenlicks im eröffnenden Antreiber 'Behind Enemy Lines' schließen lassen, doch Können bedeutet bekanntlich nicht zwangsläufig auch Müssen. Beim Hören von "Welcome To My Fairytale" gewinnt man den Eindruck, DEAD MEMORY würden dieses Ding halt durchziehen, weil sie es handwerklich draufhaben, doch von einem womöglich fieberhaften Drang, sich musikalisch auszudrücken, hört man nichts auf dem Album.
Gerade dies ist aber unerlässlich, wenn man schon nicht auf einer aufsehenerregend eigenständigen Schiene fährt. Die Essener lassen angesichts des pop-punkigen 'Friday Night' oder mit dem an die orientierungslosen 90er-METALLICA erinnernden 'Red Light Show' halbwegs glaubwürdig die Rocksäue heraus, aber nicht darauf schließen, dass sie eine klare Vorstellung davon haben, wo sie hin möchten. Unterwegs stellen sie wenigstens ein paar standesgemäße Solos und neben der hübschen Hymne 'Last Train Home' die klassische Power-Ballade 'Take Me To Neverland' zur Schau, werden aber speziell im Midtempo beliebig, was sich gleichwohl schon ganz andere Kaliber zu Schulden kommen ließen.
Passenderweise ist das sich wiegende 'Blackstar' ein erwartbar unglücklicher, weil gesichtsloser Ausklang. In solchen Momenten wirken DEAD MEMORY leider ziemlich müde, und sie häufen sich im Verlauf der Scheibe. Der Titel- und Videotrack dient somit als Aufhänger für ein Album, dessen Schöpfer rings um diesen Schlüsselsong auf im Vergleich dazu niedrigerem Niveau stagnieren.
FAZIT: "Welcome To My Fairytale" ist nur eines von vielen "alternativ" angehauchten Rockalben, die wöchentlich über Labels wie in Eigenregie von den Machern gestemmt auf den Markt kommen und so schnell vergessen sind, wie man sie (falls überhaupt) zur Kenntnis genommen hat. DEAD MEMORY machen ihre Sache gut (Spielkultur, Produktion), treffen aber keine verbindlichen Aussagen und schreiben ihre Musik artig nach etablierten Vorgaben, statt etwas zu wagen. Dieser Stil war doch mal gefährlich, oder?
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.08.2017
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42:43
28.07.2017