Hochkarätige Tech-Death-Kost ist dieser Tage sicher alles andere als Mangelware: DYING FETUS, ORIGIN und erwartungsgemäß natürlich auch DECREPIT BIRTH haben allesamt feinste Schlachtplatten angerichtet. Stolze sieben Jahre liegen zwischen dem Vorgänger „Polarity“ und „Axis Mundi“, das nur noch aus 50 Prozent der Federn der damaligen Besetzung stammt. Am Schlagzeug wirbelt inzwischen Sam „Samus“ Paulicelli (ex-GOATWHORE, ex-ABIGAIL WILLIAMS), während Sean Martinez (ex-RINGS OF SATURN, ex-DECAPITATED) den Tieftöner malträtiert.
Mit zwölf Songs und einer Spielzeit von über einer Stunde ist direkt klar: „Axis Mundi“ wird eine fordernde Angelegenheit. Und genau so kommt es auch. Nach kurzem, mit Scifi-Atmosphäre gespicktem Intro beginnt eine technische Machtdemonstration, die insbesondere vom halsbrecherischen Schlagwerk dominiert wird. Dieses kommt jedoch leider nicht nur spielerisch (und hier kann man angesichts der Virtuosität und Variabilität wirklich nur den Hut ziehen!), sondern auch hinsichtlich der Produktion dermaßen maschinell daher, dass geneigte Nachahmer zwar vermutlich in Versuchung kommen, die Drumsticks kapitulierend niederzulegen, jedoch zugleich die Grenzen zu einem gut programmierten Drumcomputer nur noch schwer auszumachen sind. Darüber thront der ebenfalls sehr künstlich klingende und extremst eindimensionale gutturale Einheitsbrei von Bill Robinson, der leider keinerlei Mehrwert bietet und damit schlicht verzichtbar ist. Flankiert wird all dies von rhythmisch geprägter Riff-Akrobatik, die für sich genommen sicher ebenfalls beeindruckend ist, in Summe aber zu oft zielsicher am Hörer vorbeirauscht. Prägnante Leads, packende Melodien und griffige Motive wurden zugunsten von schierer Brutalität im Gewand der Technik-Masturbation drastisch reduziert, was spätestens nach dem ersten Drittel des Albums zu ersten Ermüdungserscheinungen des Hörers führt.
Doch Durchhalten lohnt sich, denn – wie Fans vergangener Alben wissen – kann die Band auch anders! Schade jedoch, dass man dies lediglich auf „Embryogenesis“, „Orion“ und „Desprate Cry“ zeigt, die noch nicht mal alle aus der eigenen Feder stammen, sondern bei denen es sich auch teils noch um Cover handelt. Die Drums geben plötzlich Luft zum Atmen, die Vocals gewinnen an Variabilität und es wird illustriert, wie es sich anhören kann, wenn Arrangements schlüssiger werden. Wo zuvor teils wahllos verschiedenste Parts über harte Breaks notdürftig aneinander gekittet wurden, finden sich hier sauber arrangierte Hinleitungen und Übergänge, die eine schlüssig Einheit und damit tatsächlich funktionierende „Songs“ entstehen lassen. So kommt es, dass das über achtminütige „Orion“-Cover von METALLICA um Welten kurzweiliger daherkommt, als alle vorangegangenen, vermeintlich kompakteren Fünfminüter. Einzige wirkliche Ausnahme bildet das hervorragend „Spirit Guide“, welches neben „Orion“ das mit weitem Abstand stärkste Stück der Platte markiert. Vor diesem Hintergrund lässt es sich auch wohlwollend über den in genannten Fällen sporadisch zum Einsatz kommenden leicht kitschig anmutenden Synthie-Sound hinwegblicken.
FAZIT: Bei aller Kritik ist „Axis Mundi“ dennoch ein solides Tech-Death-Werk einer Truppe, deren Handwerk ohne Frage über jeden Zweifel erhaben ist, die es jedoch nicht schafft, dieses Potenzial adäquat in Form zu gießen. Einzelne Stücke und auch das Album als Ganzes wirken mitunter zerfahren und unschlüssig. Dass das besser geht, hat die Truppe, wenn auch in anderer Besetzung, bereits demonstriert.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2017
Sean Martinez
Bill Robinson
Matt Sotelo
Sam Paulicelli
Agonia Records
63:37
21.07.2017