Die Rückbesinnung auf die Wurzeln der harten Musik, die im Hard- und Psychedelic-Rock der 60er- und 70er-Jahre oder auch dem (nie wirklich definierten) „Proto Metal“ liegen, ist derzeit im Trend. Dies hat eine ganze Schwemme an jungen – oftmals skandinavischen - Bands hervorgebracht, die sich mit schwankender Qualität auf musikalische Trips in eine Zeit begeben, die sie selbst nicht erlebt haben.
Eine Gruppe, die dabei heraussticht, ist THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES, die in diesen Tagen ihr zweites Album veröffentlicht haben. Dass sie sich dabei etwas anderer Einflüsse bedienen, wird schon daran erkennbar, dass sie den Blues offensiv im Bandnamen tragen.
Und so ist ihr Sound dann auch eine Mischung als Blues, Hard Rock, Stoner und Doom - verpackt in ein zeitgemäßes Gewand und mit klar erkennbarer eigener Note garniert. Die Marschrichtung gibt dabei gleich der elfminütige Opener „These Old Hands“ vor. Mit seinem treibenden Rhythmus ist er erst einmal ein klassischer Rocksong, bevor er seine ganze Magie entfaltet. Beeindruckend ist nämlich vor allem der Instrumentalteil, in dem erst entspannte Gitarrenklänge dominieren, bevor der Song wieder Fahrt aufnimmt. Gerade in solchen Passagen, die auch in anderen Songs des Albums auftauchen, fällt auf, dass für das Psychedelische gar nicht zwingend der Einsatz eines Keyboards beziehungsweise einer Hammond-Orgel vonnöten ist, wenn dermaßen fähige Gitarristen am Werk sind, die mit feinen Riffs und Soli für sphärische Klänge sorgen.
Der dritte Song ist ein düsterer, sparsam instrumentierter Zeitlupen-Blues, der mit „When The Light Dies“ äußerst treffend betitelt ist.
Darauf folgt mit „Low“ ein weiteres Highlight, in dem die Band es schafft, schwerfällig geschleppten Blues mit einem aktuellen, druckvollen Retro-Sound zu verbinden. Heraus kommt dabei ein Sound, der an eine Mischung früher ROLLING STONES mit Doom Metal erinnert.
Vielleicht kann man THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES als so etwas wie das Gegenmodell zu BLUES PILLS sehen, die zwar auch den Blues im Namen führen, bei denen man sich allerdings nicht ganz des Eindrucks erwehren kann, dass in die Gruppe neben der zweifellos vorhandenen musikalischen Qualität auch eine ganze Menge kommerzielles Kalkül einfließt.
Statt des Flirts mit der Hippie-Ästhetik stehen bei den norwegischen Teufelsbluesern die eher okkulteren und düsteren Ursprünge der Rockmusik im Fokus. Das mag in punkto Verkaufszahlen vielleicht nicht ganz so ertragreich sein, nicht für Auftritte in den großen Hallen reichen und anders als bei BLUES PILLS auch kein Feature im Deutschlandradio geben: Aber für alle, die sich im Retro-Rock weniger für die Optik, sondern in erster Linie für musikalische Qualität und Originalität interessieren, gibt es an „II“ eigentlich kein Vorbeikommen.
FAZIT: THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES beweisen mit ihrem Zweitling, dass sie zu den derzeit interessantesten Bands im Bereich des okkulten und psychedelischen Retro-Rocks gehören und schaffen es mit eigener Note herauszustechen und zu überzeugen.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2017
Kim Skaug
Arnt O. Andersen
Petter Svee, Torgeir Waldemar Engen
Kenneth Simonsen
Blues For The Red Sun/NoisOlution
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17.03.2017