Rückblick – kein schöner:
13. November 2015
EAGLES OF DEATH METAL (kurz EODM) – eine schlüpfrige Hardrock-Mittelklasse-Band aus Amerika, bei der immerhin der QUEENS OF THE STONE AGE-Frontmann JOSH HOMME (wieder) hinterm Schlagzeug sitzt, gibt in der Pariser Bataclan-Konzerthalle ein Konzert.
Plötzlich stürmen schwer bewaffnete Terroristen in die Halle und eröffnen auf alles, was sich bewegt, das Feuer, während sich die Bandmitglieder durch den Bühneneingang retten können, erwischt es aber ihren Merchandise-Helfer Nick Alexander, der am Ende einer von insgesamt 89 Toten dieses Anschlags ist.
Warum gerade dieses Konzert und diese Halle Ziel der Terroristen wurden, ist unklar, es bleiben nur Mutmaßungen wegen der pro-israelitischen Haltung der Bandmitglieder und ein Bekennerschreiben übrig, das von „einem Konzert der Prostitution und Sünde“ spricht.
Schnitt!
Nur drei Monate später kehren EODM am 16. Februar 2016 nach Paris zurück, diesmal aber ins vollbesetzte Pariser Olympia, um ihr am 13. November abgebrochenes Konzert fortzusetzen und zu beenden.
Jede Menge Aufmerksamkeit und auch diese DVD, inklusive eines achtseitigen Booklets mit Konzert-Fotos, sind die Folge, die es ohne die tragische Vorgeschichte sicher nicht geben würde.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass dieses Konzert zwar einerseits ein Zeichen gegen die Angst vor dem Terror setzt, aber andererseits aus musikalischer Sicht über Mittelmaß nicht hinauskommt, was ganz besonders auch an dem schwachen Gesang von JESSE HUGHES liegt, der sich zwar als Frontmann absolut in Szene setzt, mit Fäkal-Ausdrücken nur so um sich ballert, dass die DVD sogar ein „Ab 15“-Aufkleber wegen der schweinischen Sprache aufgepappt bekam.
Andererseits ist die Schweigeminute am Anfang des Konzerts sehr beeindruckend, auch dass zwei Schlagzeuger auf der Bühne für ordentlich Druck sorgen, Jesse Hughes sich überraschend durch einen unterirdischen Gang mitten ins Publikum begibt und der Gitarrist Dave Catching wie von ZZ TOP ausgeborgt rüberkommt. Das reicht natürlich nicht aus, von einem aus musikalischer Sicht guten Konzert zu sprechen – ein historisches ist es trotzdem.
Als Bonus gibt es noch drei Songs eines EODM-Live-Auftritts in Los Angeles, bei dem einfach deutlich mehr Hall auf das Mikrofon von Hughes gelegt wurde, womit seine Schwächen im Gesang kaschiert werden. Vielleicht hätte man auf diese Variante auch beim Pariser Konzert zurückgreifen sollen.
FAZIT: Die Fortsetzung des Pariser Konzerts der EAGLES OF DEATH METAL am 16. Februar 2016, nachdem drei Monate zuvor, am 13. November 2015, während ihres Konzerts Terroristen ein Blutbad mit 89 Toten angerichtet hatten. Musikalisch ist das höchstens Mittelmaß, besonders wegen der schwachen Gesangbeiträge von Jesse Hughes, aus historischer Sicht und als Zeichen gegen den Terrorismus und dass man sich von ihm nicht unterkriegen lassen darf, ist es deutlich wirkungsvoller.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2017
Matt McJunkins
Jesse Hughes
Eden Galindo, Dave Catching, Jesse Hughes
Tuesday Cross
Joshua Homme, Julian Dorio
Eagle Vision/Universal
102:00
04.08.2017