Als <a href="https://www.youtube.com/watch?v=kvJfx5FUu40" rel="nofollow">„Take My Waltz“</a> von EBBA FORSBERG im Jahr 2009 auf einem kleinen Stockholmer Label erschien und die schwedische Ausnahmesängerin sich leidenschaftlich-liebevoll den schönsten LEONARD COHEN-Songs annahm und diese für ihr Album coverte, erfreute sich auch LEONARD COHEN noch so guter Gesundheit, dass er eine Vielzahl von Konzerten aufführte und durch seine außergewöhnliche Gentleman-Art und mit seiner tiefen Stimme das Publikum bereits mit dem ersten Ton in seinen Bann zog.
Nun aber, wo das Album auch in unseren Breiten erscheint, hat sich so einiges geändert – leider nicht zum Guten. Am 7. November 2016 verstarb der kanadische Singer/Songwriter, Maler und Schriftsteller, dessen Lyrics im Grunde genommen noch vor einem Dylan den Literatur-Nobelpreis verdient hätten.
Zuvor hatte sich der an schweren Depressionen leidende Cohen für fünf Jahre in eine buddhistisches Kloster zurückgezogen, erschien dann wie ein Phoenix aus der Asche wieder auf der umjubelten Konzertbühne, um im Alter von 82 Jahren überraschend bei einem Sturz ums Leben zu kommen.
Ob Cohen das Album von EBBA FORSBERG, das seinen Liedern zwar eine warme, voluminöse, weibliche (bei weitem aber nicht mit Cohen vergleichbare) Stimme entgegensetzt, aber gänzlich die gleiche melancholische Atmosphäre verleiht, wohl kannte, steht in den Sternen. Immerhin existieren weit über 3.000 Coverversionen seiner Songs, die polnische Version von „The Partisan“ wurde sogar zur inoffiziellen Hymne der Solidarnosc und wer alles „Hallelujah“ zum Besten gab, ist kaum noch nachvollziehbar. Eins aber ist klar: Es wäre schade, wenn er diese (nicht immer) gelungenen Interpretationen seiner Songs auf „Take My Waltz“ nie kennengelernt hätte. Schon die Soundqualität ist hervorragend und die Band, welche EBBA FORSBERG breit instrumentiert begleitet, ebenso. Vieles klingt zärtlich angejazzt, immer wieder tauchen Bläser auf, Akustisches dominiert, aber auch eine Orgel verbreitet ein feines Siebziger-Flair und gleich der erste Song <a href="https://www.youtube.com/watch?v=T5bKhrjbghI" rel="nofollow">„Here It Is“</a> besticht mit einer urplötzlich einsetzenden zwölfsaitigen Gitarre, dass einem sofort eine Gänsehaut beschert wird.
Leider scheint EBBA FORSBERG, die stimmlich etwas an DIDO erinnert, aber im Verlaufe des Albums sich immer mehr dem großen Meister unterzuordnen. Ein Fehler, denn einen Cohen nur noch zu kopieren, kann nicht gut gehen. Gerade bei den viel zu stark am Original hängenden Kult-Songs, wie „Suzanne“ oder „Hallelujah“, aber auch beim das Album abschließenden <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0o2F8sb2NUQ" rel="nofollow">„Who By Fire“</a>, stößt die Schwedin an Grenzen, die sie trotz ihrer beeindruckenden Stimme nicht zu überschreiten vermag. Man hört regelrecht den riesigen Respekt vor dem Original und glaubt, dass gerade diese drei Songs auf dem Album landeten, weil sie einfach zum unwiderruflichen Cohen-Stamm-Repertoire gehören. Zum Glück mied die Sängerin „First We Take Manhattan“, auch dieser Song wäre sicher schiefgegangen.
So bleibt am Ende und als FAZIT mit „Take My Waltz – EBBA FORSBERG sings LEONARD COHEN“ ein melancholisches Album mit Cover-Songs übrig, die von einer sehr guten Sängerin vorgetragen und einer noch besseren Band zart umrahmt zu werden. Der Gesang steht im Mittelpunkt, die instrumentale Atmosphäre dahinter ist bewundernswert und heimlich, still und leise kommt manchmal der Wunsch auf, LEONARD COHEN selber würde hier seine Klassiker singen, während sich Ebba auf die zweite Stimme zurückzieht. Wahrscheinlich wäre das ursprünglich 2009 erschienene Album in dem Moment ein absolut traumhaftes Album geworden – aber Träume sind eben dazu da, geträumt zu werden, aber nicht, um in Erfüllung zu gehen. So ähnlich hätte es wohl auch LEONARD COHEN ausgedrückt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.08.2017
Jerker Odelholm
Ebba Forsberg
Ola Gustavsson
Christer Karlsson
Andreas Dahlbäck
Klas Jervfors (Blasinstrumente)
Gamlestans Grammofonbolag/Brokensilence
53:52
02.06.2017