ELÄKELÄISET, die Musik-Ikonen des finnischen Humppa, sind zurück!
Und zwar genau zum 100. Unabhängigkeitstag der Finnen – das muss natürlich mit einem ganz besonderen Album gewürdigt werden.
So besonders und verrückt natürlich wie all die Alben zuvor auch und zu denen wir bereits feststellten: „Musik, die man nicht bewerten, sondern nur verblüfft bewundern kann. So, als würde man im Filmsektor aus ‚Apocalypse Now‘ und ‚Das Leben des Brian‘ einen Film zusammenschneiden, der am Ende selbst pazifistischen Moralaposteln und katholischen Hardlinern vor Lachen die Tränen in die Augen treiben würde.“
Diesmal haben sich die finnischen Jungs aber ganz besonders schön für uns gemacht und kommen coverbebildert nicht, wie auf den vorangegangenen Alben, als die Zeichentrickmännchen daher, sondern als eine Sexy-Power-Crew aus den Chippendales und den VILLAGE PEOPLE ohne Indianer-Häuptling auf YMCA-Trip!
Das ist die große Veränderung – aber sonst erwartet uns wieder der pure Humppa, also eine Art Polka für Verrückte, mal ganz flott, mal holprig-zurückhaltend, mal rockig oder poppig oder metallisch oder klassisch, (fast) immer von einem hämmernden „Rockabilly“-Schlagzeug-Rhythmus eingeleitet und bis zum Ende der kurzen Songs durchgezogen, bei denen alles, was über 3 Minuten läuft, schon als gigantischer Longtrack gilt, so wie der das Album eröffnende „Elanto“, der mit 3 Minuten 41 Sekunden alle Zeit-Grenzen sprengt! Dabei ist das Akkordeon natürlich neben all dem Rockinstrumentarium zugleich das, was für den Metall die E-Gitarre ist. Unverzichtbar und eben der Musik-Humppa-Stempel, der aus jeder noch so bekannten Hit-Nummer am Ende ein musikalisches Wimmelbild entstehen und den Hörer verzweifelt rätseln lässt, woran ihn dieser Humppa denn nun wieder erinnert. Auf „Humppa Of Finland“ machen uns es ELÄKELÄISET diesmal besonders schwer, da sie in den knapp 50 Humppa-Rätsel-Minuten die Originale gewaltig verfremden, aber natürlich auch wieder mit Eigenkompositionen aufwarten, die einen trotzdem auch an irgendwas erinnern.
Gesungen wird natürlich wieder in Landessprache, damit wir sie textlich nicht verstehen können, womit eine Hitzuordnung noch schwerer wird. Eins aber ist klar: taucht in einem Titel das „Humppa“-Wort auf, dann steckt auch eine Coverversion dahinter.
Und ob ein <a href="https://www.youtube.com/watch?v=1FR_Gga-VWE" rel="nofollow">„Robottihumppa“</a> einen Bezug zu KRAFTWERK hat?
Wer weiß? Wer weiß!
In Finnland jedenfalls sind ELÄKELÄISET längst Kult, gelten als eine Humppa-Institution und mischen mit jeder Plattenveröffentlichung – so wie auch dieser – regelmäßig die Charts auf.
Warum funktioniert sowas eigentlich nicht bei uns?
Vielleicht weil wir zu humorlos und diszipliniert – ELÄKELÄISET aber genau das Gegenteil davon sind!
FAZIT: Höchste Zeit für ELÄKELÄISET, sich in Finnland wieder für den Vorausscheid zum Eurovision Song Contest zu bewerben, an dessen Teilnahme sie ja leider 2010 als Zweitplatzierte ganz knapp scheiterten. Eigentlich sollten wir radio- und fernsehgeschädigten Musik-Format-Hörer doch endlich reif für diese Musik sein!
Musik, die rockt, polkat, groovt, covert, humppat, metalt, losballert und vor allem Freude macht und mit einem Schlag jedem Griesgram erst den Gries und dann den Gram davonbläst, bis er in wilde Tanzrhythmen zur Musik von ELÄKELÄISET verfällt, keine Polonaise mehr auslässt und ihn auch sonst der verrückt-rhythmische Drive namens "Humppa Of Finland" nicht mehr loslässt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.05.2017
Martti Varis
Onni Waris, Petteri Halonen, Lassi Kinnunen, Martti Varis
Petteri Halonen
Onni Waris, Petteri Halonen
Tapio Santaharju
Lassi Kinnunen (Akkordeon)
Nordic Notes
47:41
21.04.2017