Emil Amos ist ein Multiinstrumentalist, der für OM, GRAILS, LILACS & CHAMPAGNE sowie die HOLY SONS spielt und singt. Nach gut 50 Veröffentlichungen ist „Filmmusik“ sein erstes Soloalbum, das er weitgehend im Alleingang eingespielt hat.
Bis auf zwei Ausnahmen scheinen die musikalischen Skizzen Appetizer für imaginäre oder noch nicht gedrehte Filme zu sein. Amos spielt verhalten und reduziert aufs Atmosphärische, bewegt sich zwischen geisterhaften Ambient-Sounds, Dark Jazz-Miniaturen und seufzendem Downtempo-Rock. Gesungen, oder besser gehaucht, wird beim triphoppigen „Know Yr Arrested“, dem „Lonesome Traveller“ und „Elements Cycling“. Ansonsten gibt es Instrumentalkost.
Die Musik ist wie geschaffen für Noirs zwischen „Taxi Driver“ Und „Drive“ („Morbid Funeral“), Horrorfilme, gerne italienischer Prägung (Amos hofiert dezent Genre-Komponisten wie Stelvio Ciprani, Bruno Nicolai, Luis Bacalov und Ennio Morricone) oder cineastische Phantasmagorien im Gefolge David Lynchs. „Reservations“ begibt sich auf einen kleinen Neofolk-Ausflug, die „Chase Scene“ und das mit siebeneinhalb Minuten längste Stück des Albums, „Dead Cop Drama“, nehmen Anleihen beim Post Rock, beim „Drama“ versetzt mit flirrenden, verträumten Shoegaze-Effekten. Die „Scenic Colors“ werden mit elektronischen Pinselstrichen gemalt und zum Schluss gibt es erneut stilvolle Giallo-Reminiszenzen.
FAZIT: „Filmmusik“ besteht aus dunklen, leicht verstörenden, höchst atmosphärischen Songskulpturen, die sich vortrefflich zum Filmeinsatz eignen. Trotz gelegentlicher Dissonanzen bietet das Album meist verhaltene, schmerzhaft-schöne Klänge. Nichts Großes, keine Untermalung für Blockbuster oder bluttriefende Schlachtplatten. Eher kleine Nadelspitzen, die mit Bedacht und in meditativer Ruhe unter die Haut geschoben werden. Nicht nur „Opera“ lässt grüßen, das gesamte Mitternachtskino ist am Start.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2017
Emil Amos
Emil Amos
Pelagic Records
40:27
02.06.2017