Wer hätte damals, als EMIL BULLS im Fahrwasser der Nu-Metal-Bewegung loslegten, auf eine jahrzehntelange Karriere der Bayern getippt? Man mag zu ihnen stehen wie man möchte: Live sind sie eine Bank, und dass sie ihr Ding auch 2017 weiter unerschrocken durchziehen, ohne auf die sowieso langsam verstummenden Lästermäuler zu hören, verlangt dem nüchternen Betrachter respekt ab. Ihre Fans hingegen werden "Kill Your Demons" vorbehaltlos abfeiern, und das vermutlich auch zu Recht, denn die Gruppe ist spätestens jetzt ein breit aufgestellter Rock-Act geworden.
Kitsch einer- und missglückende Experimente andererseits scheinen passé zu sein. EMIL BULLS bieten auf ihrem neuen Album nur das, was sich im Lauf der Jahre bewährt hat, und gießen es in relativ frisch anmutende Songs, die an den Vorgänger "Sacrifice To Venus" anknüpfen. Mit diesem stellte sich schließlich erstmals jene Konstanz ein, die nun vollends Früchte trägt … und damit sind nicht nur die Chart-Weihen der Band gemeint.
Nein, die BULLS machen nunmehr gekonnt auf dicke Hose, als wollten sie amerikanischen Kollegen wie HOLLYWOOD UNDEAD oder FOZZY im Wettbewerb darum bezwingen, wer am breitbeinigsten posieren kann - in puncto Attitüde wohlgemerkt. Dennoch kommen die auch textlich spritzigen Stücke, allen voran 'The Ninth Wave' und 'Mt. Madness' nie prollig daher, und Frontmann Christian beherrscht alle Stimmungen, die ihm die Instrumentalisten vorgeben. Zwar ist der eine oder andere Refrain zu offensichtlich auf Hit gebürstet, doch dass die zweite CD der limitierten Auflage des Albums noch einmal alles rein instrumental enthält und definitiv kurzweilig anzuhören ist, legt deutlich Zeugnis von der kompositorischen Reife dieser Musiker ab.
Saubere Sache also für Modern-Rock-Hörer.
FAZIT: EMIL BULLS entwerfen ihre Songs nicht am Reißbrett, was man ihnen in Anbetracht möglichen Erfolgsdrucks und in Hinblick auf ihren doch relativ beschränkten Hüpfmetall- bzw. Rock-Stil hoch anrechnen muss. Nichtsdestoweniger oder gerade deshalb ist "Kill Your Demons" ein mehr als achtbares Album für Zeitgeist-Liebhaber. Da sind so einige Kinder des Neunzigerjahre-Metal weitaus schlechter gealtert …
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2017
AFM / Soulfood
115:39
06.10.2017