Dass die "junge Generation", der auch die Band selbst angehört, verstört und verängstigt ist und nichtstuend versauert - das ist das Thema des zweiten Albums der britischen Hardcore-Truppe EMPLOYED TO SERVE - könnte ich die dunkelrot auf schwarz gedruckten Texte entziffern, könnte ich mehr dazu sagen. Auf jeden Fall ein interessantes und relevantes Sujet, dessen Attribute auch angenehm oft auf die Musik auf "The Warmth Of A Dying Sun" zutreffen.
Während das ziel- und leider auch recht energielose "Void Ambition", sowie das etwas kernigere "Good For Nothing" gewissermaßen die Aufwärmphase für Band und Hörer markieren, hat man mit "Platform 89" die Reise-Flughöhe erreicht. Markant für die Hardcore-Interpretation von ETS ist ein chaotisches, noisiges Element, gepaart mit "Verzweifelter Rage-Rohrspatz"-Gesang und passionierten Hooks. Immer wieder macht sich die Band auch verzweifelt-eskapistische Shoegaze-Klänge zu eigen, sei es, um wie im finalen "Apple Tree" gleich einen ganzen Song unter das NOTHING-Banner zu stellen, oder immer wieder in Einblendungen, wie beispielsweise in "Lethargy", oder dem sehr ambitionierten und gelungenen Fünfminüter "Half Life", in dessen dornigem Dickicht sich ultra-aggressive Hardcore-Eruptionen genauso verbergen wie verschnupfte DEFTONES-Momente.
Während auch der Titelsong in eine solche Richtung schielt (dabei aber nicht ganz so überzeugend abschneidet) gefällt als Kontrastfolie ein Brocken wie "Church Of Mirrors", wo in kompaktem Format völlig frei von der Leber gedübelt wird, was das Zeug hält - das Brett sitzt!
Das Rennen um den denkwürdigsten Song des Albums macht jedoch ausgerechnet einer, der ein wenig aus dem Rahmen fällt: "I spend my days..." lädt zunächst als fetter Midtempo-Nackenbrecher, der stark nach frühen MACHINE HEAD müffelt, zu Kopfgymnastik und Mitgröhl-Attacken ein und verabschiedet sich dann mal eben für einen kurzen melodischen Ausflug in die elysischen Gestade of bitterness and sadness - "Let freedom ring with a shotgun in your mouth" - oder so ähnlich...
FAZIT: ETS haben ein aggressives, düsteres, chaotisches zweites Album kreiert, in dem man einige Zeit braucht, um sich zurechtzufinden, dafür jedoch mit zehn Songs belohnt wird, von denen fast jeder eine eigene Identität, Authentizität, einige bis viele interessante und überraschende Momente und lobenswerte Qualitäten bereithält.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2017
Holy Roar Records
42:30
19.05.2017