Drei Jahre nach ihrem Debüt legen EVENLINE eine hörbar beflissen ersonnene Sammlung von Stücken vor, die keine Experimente mit dem, was man bisher von den Franzosen gewohnt war (Modern Alternative Rock/Metal, um die Schublade zu öffnen) zu Gehör bringt. "In Tenebris" bietet dafür klug arrangierte, satt produzierte und authentisch gefühlvolle Songs, die im Umfeld offensichtlicher US-Vorbilder ausgezeichnet funktionieren.
Das Quartett tut sich keinen Zwang an, irgendetwas neu erfinden zu wollen, sondern konzentriert sich auf Einpeitscher wie das treibende 'All Against Me' zu Beginn mit tiefergelegten Gitarren und kratzigem Gesamtsound, der jedoch Major-Produktionen gerecht wird. Die breitbeinige Riffs gehen sofort ins Ohr, so wie es sich gehört, wobei man gestehen muss, dass das letzte Drittel der Songs austauschbar anmutet, weil diese Stilistik doch eben arg eingeschränkt bleibt.
Die flirrende Hymne 'Silene Capensis' steht mit stilechten Metalcore-Breakdowns und passendem Gebrüll bezeichnend für den generellen Stil der Gruppe, die eindeutig auf zudringliche Kompositionen setzt, um bei einer breiten Hörermehrheit zu landen. Davon zeugt am anderen Ende des extremen Spektrums das eher gezügelte 'Sometimes We Die', bei dem Sänger Arnaud Gueziec all seine zerbrechlichen Trümpfe ausspielt.
Nicht missverstehen, EVENLINE fallen zu keiner Sekunde dem Kitsch anheim, den sich viele Nacheiferer der "großen" Amerikaner zu Schulden kommen lassen. Die Emotionalität, die auf "In Tenebris" hervorgekehrt wird, wirkt aufrichtig, was gleichwohl nichts daran ändert, dass das Album keinerlei Überraschungen in Aussicht stellt. Es handelt sich um ein weiteres Produkt von vielen für eine klar umrissene Zielgruppe, auch wenn es in diesem Kontext einwandfrei umgesetzt wurde.
FAZIT: File under ALTER BRIDGE, STONE SOUR, STAIND, etc. - gespickt mit ein paar Aggro-Momenten. Schwulst und Glaubwürdigkeit halten sich bei EVENLINE die Waage, sodass Fans von modernem Metal ein Ohr riskieren dürfen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/9dd51a4aa18140c09b43d435b8a887f2" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2017
Thomas Jaegle
Arnaud Gueziec
Fabrice Tedaldi
Julien Patoue
Dooweet
42:55
06.01.2017