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Five The Hierophant: Over Phlegethon

Stil: Psychedelic Black Metal/Doom Jazz

Cover: Five The Hierophant: Over Phlegethon

„Over Phlegethon” ist das Longplay-Debüt der britischen Band FIVE THE HIEROPHANT. Vorher erschien noch eine selbst betitelte EP. Auch wenn FIVE THE HIEROPHANT als Trio firmieren, ist der Beitrag von Jons Saxophon gleichwertig, beziehungsweise setzt entscheidende Akzente, die für explizite Unterschiede zu anderen Vertretern jener Art des beinahe rein instrumentalen, elegischen Black Metals sorgen, der sich meist im Midtempo zäh und grollend über seine Zuhörerschaft ergießt.

Das Album beginnt fast flüsterleise mit verhallendem Saxophon, zu dem sich erst polternde Percussions, dann schneidende Gitarren und schließlich ein prägnanter Bass und furiose Drums gesellen. „Queen Over Phlegethon“ erzeugt von Beginn an einen Sog, der das Album über kaum nachlassen wird. Schwerblütig rollt und klotzt die Musik voran, wird jedoch nicht zur breiigen Masse, besonders die weltmusikalisch angehauchte Rhythmussektion sorgt für Auflockerung, ohne die Präsenz einer latenten Bedrohlichkeit zu unterminieren.

Das Saxophon stößt immer wieder mit jazzigen Phrasierungen in die belfernden Gitarrenwände, zerreißt sie teilweise mit schrillen Tönen. Im Hintergrund werden ab und an Gedichte rezitiert, oder besser zelebriert, ohne Textheft ist man beim grummelnden Vortrag meist aufgeschmissen. Egal ob es sich um die Texte Ezra Pounds, Charles Baudelaires oder Johann Wolfgang von Goethes handelt. Nur ein weiterer atmosphärischer Baustein in dieser psychedelischen Umwälzanlage.

Gefangen in zermalmender Düsternis: Auf „Over Phlegethon” wird Härte meist durch Intensität erzeugt, nicht durch erhöhte Geschwindigkeit. Der „Seafarer“ drückt etwas mehr auf die Tube und entfesselt zum Höhepunkt Zirkusmusik aus der Hölle, um am Ende mit einem flirrenden Mantra und anschließenden harten Gitarrenriffs zu verglühen. Ein monolithischer Song. Davon abgesehen bewegt man sich gemessenen Schrittes, fast stoisch wird Cluster an Cluster gereiht, formen sich beeindruckende Muster und Klangfarben zu einem hypnotischen Ganzen. Ambient-Musik der niederschmetternden Art, aufgebrochen durch ein wild pulsierendes Saxophon. Zum Abschluss setzt es noch etwas Text und flirrende, fließende Klänge, ein Schweben im Raum, treibend durch einen Satellitenfriedhof, umgeben von herumirrenden Funksprüchen. Major Tom hat den Orbit verlassen. Richtung Silent Hill, direkt über den Phlegethon, jenen Fluss aus ewig züngelnden Flammen oder kochendem Blut. Da ist man sich in der griechischen Unterwelt nicht ganz sicher.

FAZIT: „Over Phlegethon” bietet einen wilden Stilmix, der erstaunlich homogen daherkommt. Psychedelisch angehauchter Black Metal trifft auf funkelnden Dark Doom Jazz und am Ende gibt es zwei Gewinner. Blankweg faszinierendes Album.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2017

Tracklist

  1. Queen over Phlegethon
  2. Vampire
  3. Seafarer
  4. Der Geist der stets verneint
  5. Sepulchre
  6. Omen Tree

Besetzung

  • Bass

    Mitch

  • Gitarre

    Mahaka(?)

  • Keys

    Mahaka(?)

  • Schlagzeug

    Chris

  • Sonstiges

    Jon (saxophone), Chris (Temple bells, djembe, shakers, gong), महाका%ी/Mahaka? (rag dung, violin), Mitch (effects)

Sonstiges

  • Label

    Dark Essence Records/Soulfood

  • Spieldauer

    48:36

  • Erscheinungsdatum

    22.09.2017

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