Manch einer wird immer noch schlagartig nervös, wenn sich aufstrebende Künstler mit MUSE-Vergleichen in Gespräch zu bringen versuchen – reichte doch ein Bruchteil der (ehemals) kreativen Bandbreite und kompositorischen Klasse von Matt Bellamy und Co. schon aus, um sich aus dem immer noch schwer durchdringlichen Dickicht junger Acts zu erheben.
Der nächste Versuch steht nun also in Person von Justin Jennings und Joseph Vitterito alias FLAUNT ins Haus. Ihr Album „Spectra“ versucht den Spagat zwischen Elektrobeats, Indie Rock/Pop und EDM und bedient damit leider genau diejenigen Aspekte, die MUSE (von Vampirfilmchen abgesehen) ihre Glaubwürdigkeit als Rockvisionäre gekostet haben: statt ausschweifender Musikalität halten hier mittelmäßig tanzbare Beats und zweifelhafte Gesangsleistungen Einzug, die mit den früheren Glanztaten der Briten rein gar nichts zu tun haben. Die Mischung aus versuchter Club-Atmosphäre und „organischem Rock“ (lies: Gitarre) ist weder Fisch noch Fleisch und wird die Hörerschaft ungeachtet ihrer Nahrungspräferenz nicht wirklich satt machen.
Lichtblicke gibt es durchaus, so erinnert „Impossible miracle“ in den Strophen entfernt an frühere INCUBUS und kann mit vergleichsweise interessanter (weil weniger konventioneller) Gitarrenarbeit aufwarten. Das folgende „Pretty little noise“ wiederum ist einer der gelungeneren Elektrotracks, der nach sich langsam aufbauender Intro vom zurückhaltenden Rhythmus lebt. Auf Albumlänge kommen Songs wie die Genannten dennoch zu selten und gehen – ingesamt betrachtet – leider unter.
FAZIT: “Spectra” will es den Tanzwütigen ebenso recht machen wie den Indiepoppern und ist in letzter Konsequenz daher songschreiberisch inkohärent. BLOC-PARTY-Pop oder EDM? Bitte entscheiden Sie sich jetzt.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2017
Nub Music
55:32
04.07.2017