Von der Eifel bis nach Koblenz ist es nicht weit, und angesichts ihrer stilistischen Ausrichtung lag es nahe, dass sich FOR THEM ALL für diese sechs Stücke von Kurt Ebelhäuser (Blackmail) im dortigen Tonstudio 45 unter die Arme greifen ließen. Die Band spielt unaufdringlich poppigen Alternative Rock ohne außergewöhnlich harte Ausschläge, dafür aber mit einer gewissen Ruppigkeit und einigen feinsinnigen Harmonien, die dem Eindruck vorbeugen, hier versuche jemand auf zu direktem Wege, mit den alten Mustern größeren Reibach zu machen, anhand derer Gitarrenmusik so oft gestrickt wurde und leider weiterhin auf breiter Ebene herausgebracht wird.
Nichtsdestoweniger ist das Material auf „Thoughts“ eindeutig auf Eingängigkeit getrimmt, und hier liegt der Hase im Pfeffer: FOR THEM ALL lassen zwar beispielsweise amerikanischen Machismo außen vor und markieren auch keine Jammerlappen, wie sie sich an US-Colleges oder in der Emo-Szene tummeln, klingen aber alles in allem zu harmlos, als dass sich ihre Kompositionen nachhaltig einprägen würden. Ungeachtet ihrer spannenden Ansätze und Einfühlsamkeit, was Hooks betrifft, lassen sich die Songs beliebig untereinander austauschen.
Bereits während 'Dolor Fantasma' ist man geneigt, auf die Uhr zu schauen, als handle es sich um ein nicht enden wollendes Intro zu … ja, wozu genau - zu etwas Härterem, Schnelleren, in irgendeiner anderen Weise Intensiveren? Da FOR THEM ALL weder dies bereitstellen noch durch ausgesprochen hohe Musikalität glänzen, sodass man sich etwa an instrumentalen Kapriolen ergötzen könnte, rauscht ihr Material bedauerlicherweise komplett an Hörern vorbei, die das alles schon in besserer Form kennen.
Dieser vielleicht harsch anmutende Richterspruch stellt zwar kein Todesurteil dar, ist aber trotzdem ein triftiger Grund zu einem Veto, wenn es um die Wahl zum nächsten großen Indie-Ding Deutschlands geht.
FAZIT: FOR THEM ALL sind eine "unter ferner liefen"-Band aus der grauen Masse zu spät gekommener Alternative Rocker und können nur bedingt von der Gunst eines fabelhaften Produzenten zehren, der sie klanglich zumindest nicht allzu glatt in Szene gesetzt hat. Immerhin etwas.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.09.2017
Midsummer / Cargo
18:23
08.09.2017