Wem beim ersten Lesen des Musikernamens GEFF HARRISON nicht sonderlich viel in den Sinn kommt, der sei an eine ganz spezielle Krautrock-Zeit und solche Bands wie <a href="http://musikreviews.de/reviews/2017/Twenty-Sixty-Six-And-Then/Reflections-On-The-Future/" rel="nofollow">die von uns hoch gelobte TWENTY SIXTY SIX & THEN</a> oder KING PING MEH erinnert, denn in beiden Bands spielte der Musiker aus Manchester als Gitarrist und Sänger eine wichtige Rolle. Mit seiner ersten Band THE CHASERS trat Harrison sogar in den frühen Sechzigern als Vorband der BEATLES auf, wofür wohl besonders auch seine recht auffällige raue Stimme, die sofort Erinnerungen an ROD STEWART weckt, sorgte. 1966 kam Harrison nach Deutschland, wo er bis heute lebt, und mischte recht schnell die Krautrock-Szene mit auf.
1972 erschien dann das heute als legendär gehandelte <a href="https://www.youtube.com/watch?v=uSvBsHzcFlI" rel="nofollow">„Reflection On The Future“ von TWENTY SIXTY SIX & THEN</a>, doch bereits ein Jahr später löste sich die Band auf und Harrison stieg für drei Jahre bei KING PING MEH ein, bis er sich für seine Solo-Karriere entschied.
1976 erschien dann das nach seiner Heimatstadt benannte Album „Salford“ und in kurzen Abständen ein Jahr später die beiden Alben „Geff Harrison & The London Symphonic-Rock Orchestra“ und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RGtPwDcy4-U" rel="nofollow">„Together“</a>, welche dank MIG Music nun als „Collectors Premium Edition“ als Digipak-Doppeldecker mit jeder Menge Bonus Tracks und einem sehr informativen 16seitigen Booklet, in dem die Musiker-Geschichte in englischer und deutscher Sprache aufgearbeitet wurde, erneut veröffentlicht wurden.
Musikalisch gibt es auf „Together“ recht abwechslungsreiche, größtenteils ruhig gehaltene Rock-Songs zu entdecken, welche sehr unterschiedliche Parallelen, z.B. bei „Lightning Strikes Twice Every Night“ zu den ROLLING STONES oder bei „Goodbye Mona Lisa“ MOODY BLUES und bei den häufigen Piano-Klängen auch zu PROCOL HARUM, aufweisen. Progressive oder Kraut-Rockmusik wie bei TWENTY SIXTY SIX & THEN sucht man hier allerdings vergeblich.
Symphonisch geht es dann auf der zweiten CD, ebenfalls wie „Together“ aus dem Jahr 1977, mit „ Geff Harrison & The London Symphonic-Rock Orchestra“ weiter. Auch hier gilt, dass in erster Linie eingängige Rockmusik symphonisch aufgehübscht wird, wobei das Londoner Symphonie-Rockorchester sich insgesamt ziemlich zurückhält und besonders der Reibeisen-Gesang von GEFF HARRISON im Mittelpunkt steht.
Allerdings war gerade dieses gemeinsam mit TREVOR JONES in London aufgenommene Album ein echter Kraftakt, das fast eine sechsstellige Summe für die Produktionskosten verschlang und mit dem der Schlagerfuzzi-Label-Boss Ralph Siegel (!!!) haderte, weil es ihm nicht kommerziell genug klang.
Ja, so ist das eben, wenn man hinter Musik nicht nur die Kassen klingeln, sondern tatsächlich die künstlerische Qualität sieht und hört.
Vielleicht hat Herrn Kassenklingler-Siegel dann ein wenig die Meinung der deutschen Playboy-Ausgabe zum Album „befriedigt“, welche feststellte: „Atmosphärisch rauschen die Klänge auf, verschmelzen zu pflanzenhaften Gebilden; dazwischen stampft mal Hardrock durch den Tonwald, gellen kehlige Vokal-Arabesken der Girls. Und darüber liegt die samtig raue Stimme von Geff Harrison. […] Dabei geht der Symphonic-Sound weniger in einsam kühle Welten, sondern breitet sich recht gefällig aus. Das penible Prachtstück ist ‚Heaven‘, das sich allerdings kaum fürs Kanapee eignet.“ Na gut, das ist eben keine „Ficki-Ficki-“ oder „Ich-hol-mir-mal-schnell-einen-runter“-Musik, im Sinne des „Anti-Qualität“-Siegel, aber für den und alle anderen wie er gearteten Freunde gibt‘s ja die schönen Playboy-Bilder als Ersatz.
FAZIT: Am Ende ist der Dreh- und Angelpunkt hinter den beiden GEFF HARRISON-1977er-Alben „Together“ und „Geff Harrison & The London Symphonic-Rock Orchestra“ der digital remasterten, mit vielen Bonus-Titeln versehenen „Collectors Premium“-Edition von MIG Music die prägnant-markante, deutlich an ROD STEWART erinnernde Stimme sowie die ähnlich musikalische Ausrichtung von Harrisons Kompositionen. Kein Wunder, dass er diesen Vergleich sehr gelassen sieht und entspannt feststellt: „Was kann ich dafür, dass wir eine fast ähnlich Stimme haben und wir beide uns zufälligerweise im gleichen Genre bewegen?“
Gar nichts!
Alle Freunde von ROD STEWART, aber auch CHRIS NORMAN von SMOKIE, wird es sicherlich freuen!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2017
Geff Harrison
Geff Harrison
London Symphonic-Rock Orchestra
MIG Music GmbH
97:43
21.07.2017