Feinschmecker-Kost von Köchen, die wissen, was sie tun … auch wenn die Wurzeln der Mitglieder von GIANT SLEEP in die harte Metalszene zurückreichen, aber man muss nicht Namen wie DESTRUCTION oder FEAR MY THOUGHTS "droppen", um "Move A Mountain", dem Label-Debüt der Band, eine Berechtigung im weiten Feld des klassischen Hardrock zu geben.
Und nicht nur das: Die Scheibe ist eine der überragenden des laufenden Jahres in diesem Bereich, was bei zahlreichen Highlights eine Menge heißen mag. GIANT SLEEP schätzen sich dabei hervorragend selbst ein, nämlich als "Stoner-Doom-Heavy-Classic-Progressive-Postrock". Gleichzeitig da sie sich teilweise auf traditionelle Songwriting-Muster berufen, schweifen sie produktionstechnisch ins Weite und bauen etwa im psychedelischen Opener '12 Monkeys' oder während des über elf Minuten langen 'Forever Under Ground' warme Klangwände auf, die kein Postrock-Szenevorreiter besser hinbekommt.
Klug strukturiert haben GIANT SLEEP die Platte obendrein, sodass sich epische Längen und kurz-Knackiges abwechseln. Letzteres belegen die von den erwähnten "Bandwürmern" geklammerten Tracks 'Freewill Myth', ein fetzender Uptempo-Swing mit unleugbarer Blues-Kante, auch und gerade aufgrund Thomas Rosenmerkels rauchiger Stimme, sowie der zum Mitsingen animierende Wah-Wah-Schmatzer 'The Last Exit Aargau'.
Apropos Blues: Die ganz "slowe" Schiene fahren die Süddeutschen im Gänsehaut erzeugenden 'Love Your Damnation', bei dem man auch am deutlichsten bemerkt, dass GIANT SLEEPs Texte keinen klischierten Rock-Schwachsinn enthalten. Dass "To Move A Mountain" mit zwei Songs auf der Zielgeraden einbiegt ('Failsafe Plan' und 'Denver'), die SPIRITUAL BEGGARS schon seit Jahren gerne wieder in so bestechender Form schreiben würden, adelt die Platte endgültig zu einem zwingenden Genre-Beitrag.
FAZIT: Classic Rock in all seinen Schattierungen, und falls man diese eigentlich dämliche Bezeichnung nicht verwenden möchte - GIANT SLEEP verbinden gutes Altes (Kompositionsschemata, Sound) mit frisch Neuem (Postrock-Strukturen und ja: auch Sound) zu einem zeitgeistigen wie zeitlosen Werk, an das man sich auch noch in zehn Jahren erinnern wird. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/fb67449b77724165a3f2cd71d27e5a56" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2017
Eucalypdisc
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02.06.2017