„Do you see the light?
Do you feel alive?“
Zwei Fragen, welche die letzte Seite des „Oceans“-Booklets zieren und worauf die GO BY BROOKS ihre ganz spezielle musiklaische, aber auch künstlerische Antwort geben und sich dabei auch gleich noch auf ein Gedicht von Elliott Sinn beziehen, in dem es heißt: „He sat in a boat. / There was no water, only / his dream of oceans.“
Schöne Zeilen! Umrahmt von schöner Musik!
Schon wenn wir in den ersten Minuten mit atmosphärischen Gitarrenklängen im Stile eines DAVID GILMOUR über den wellenrauschenden „Ocean“ von GO BY BROOKS schweben, nimmt uns das leider nur 28 Minuten lange EP-Album auf eine wundervolle Reise mit, bei der wir uns wie die Möwe Jonathan fühlen. Erhaben, zärtlich, zerbrechlich und trotzdem allen Widerständen die Stirn zeigend.
Da kann es auch mal lauter zugehen, doch immer wieder setzen sich die hellen Sonnenstrahlen durch, herbeigesungen von der elfenhaften Stimme LAETITIA KOENERs.
Warum nur wurde „Oceans“ von GO BY BROOKS bisher in der Öffentlichkeit so wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
Es ist doch ein kleines Meisterwerk! Und zwar rundum!
Nur...
Oder besser: es hätte wirklich eins werden können! Doch leider ist es ein ein viel zu kurzes und es ist nicht in sich geschlossen – zu ungeordnet, die Frage aufwerfend: „Wohin soll die musikalische Reise von GO BY BROOKS gehen?“
Ein Meisterwerk beweist sich außerdem auch durch länger währende Qualität ohne langatmige Schwächen. Mit der Entscheidung, einfach nur knapp 28 Minuten auf ihrem zweiten Silberling zu bannen, tuen sich GO BY BROOKS jedenfalls keinen Gefallen. So wunderschön die oft romantischen Stimmung, welche sich bis in hymnische Höhen erheben können, sein mögen. Dabei haben sie doch bereits eine EP namens „River“ veröffentlicht, die sie nun auf dem zweiten Teil zum Ozean vergrößern. Nur warum bitte wieder eine EP? Denn alles andere Drum und Dran beeindruckt schwer. Das wundervoll gestaltete Digipak mit 16seitigem Kunst-Booklet samt aller Texte. Hier steckt jede Menge Liebe drin. Nur warum eine so kurz klingende Liebe?
Selbst wenn <a href="https://www.youtube.com/watch?v=S2VSRdV5g5k" rel="nofollow">„Phoenix“</a> mit zusätzlichem Cello etwas Schwermut verbreitet, das bewegende Duett „Is This Real?“ - neben der Studio- am Ende sogar <a href="https://www.youtube.com/watch?v=o_BY4ILK-o8" rel="nofollow">in einer Unplugged-Version</a> – an CHRIS & CARLA ohne ihre WALKABOUTS erinnert, werden wir uns manchmal ein wenig über die stilistischen Änderungen wundern. Sogar BON JOVI lächelt uns mit Bombast-Pop und Satzgesängen aus „Artificial Hearts“ an. Aber auch besagte Gilmour-On-An-Island-Atmosphären werden wir des Öfteren entdecken. Viel Potenzial – deutlich mehr Potenzial als für 28 Minuten.
Und dem spätestens nach dieser wunderschönen EP neugierig gewordenem Hörer und Betrachter bleibt nun nur das Warten. Warten auf den ersten echten Longplayer von GO BY BROOKS, für den es langsam höchste Zeit wird, denn manchmal kann man sich mit zu viel EP‘s und zu wenig „echten“ Alben auch mehr vergeben, als einem lieb ist.
FAZIT: Leider sind knapp 28 „Oceans“-Minuten nichts Halbes und nichts Ganzes – gerade wenn man so wundervolle Musik, die sich aus melancholischem Pop-Rock mit zart atmosphärischem Gilmour-Gitarren-Prog sowie etwas Folk und bewegenden Texten zusammensetzt, darin verewigt. Bei GO BY BROOKS sollte endlich etwas mehr als nur zwei EP‘s herausspringen!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2017
Sacha Heck
Laetitia Koener, Nicolas Palumbo, Jerome Moes
Nicolas Palumbo, Laetitia Koener
Jerome Moes
Gilles Krein
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30.12.2016