Kennst du das auch, du willst nur mal eben in die Küche, dir ein Käsebrot machen, steht da ein gewaltbereites japanisches Nuklear-Biest, trinkt Tequila und hört lauten Psychedelic Rock?
Ob man's kennt oder nicht, GODZILLA IN THE KITCHEN sollte man kennen (-lernen).
Die drei Dudes aus Jena haben vor fast zwei Jahren ihr DIY-Debüt-Album herausgebracht und zeigen darauf viele Ideen und viel Potential.
Dass es sich hier um drei und nur drei Musiker handelt, ist auf positive Weise durchgehend hörbar, man verzichtet auf Effekte und so zeigt sich das fließende und abwechslungsreiche Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Schlagzeug besonders transparent und gefällig.
Gitarre, Bass und Schlagzeug bedeutet auch: Kein Gesang, was aber dem Hörerlebnis keinen Abbruch tut.
Für welchen anderen Makel das Vermissen von klaren Gesangslinien aber symptomatisch sein kann, dazu später.
Auf den großzügig bemessenen sechzig Minuten gibt es zu hören: Eine interessante Mischung aus entspannten psychedelischen- und Stoner-Elementen, die oft von sinistren, TOOL-haften Melodien durchzogen werden.
Das Tempo bewegt sich meist im entspannten Mittelbereich, variiert jedoch zwischen und auch innerhalb der Songs.
So trampelt beispielsweise das abschließende „The Fridge“ unerwartet hektisch zur Tür hinaus, wie, um den Geist, der im vorhergehenden, meiner Meinung nach gelungensten Stück des Albums, „The Universe Is Yours“ in intergalaktische Tiefen entschwebt ist, auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Jenes „The Universe Is Yours“ ist eine ausufernde und in höchstem Maße unterhaltende Space Odyssey, voller Abwechslungen bzgl. Tempo, Dynamik und Thema, kleinen Soli und diesem erwähnten düsteren TOOL-Glanz.
Die Produktion „fett“ zu nennen wäre eine beträchtliche Übertreibung, aber mit „ausgewogen und zur Musik passend“ trifft man ziemlich genau ins Schwarze. Allein die Drums, die immer wieder penetrant in den Vordergrund rumpeln, stören ein bisschen.
Nun aber zum oben erwähnten Makel: Zwar decken GODZILLA den Tisch reichlich mit verschiedensten musikalischen Themen und Motiven, das obligatorische (und nicht immer aussagekräftige) Attribut „abwechslungsreich“ kann man also abhaken. Was man aber vermisst, und was es auf Dauer schwer macht, dem Ganzen aufmerksam zu folgen, sind nicht unbedingt eingängige Gesangsmelodien, sondern Songstrukturen, die über das geschmeidige Aneinanderreihen von verschiedenen Passagen hinaus gehen und Spannung in den Aufbau bringen. Das erfordert nicht notwendig eine aufwendigere Instrumentierung, im Gegenteil ist die dreiköpfige Besetzung und Umsetzung wie gesagt ein sympathisches Merkmal der Band, sondern mehr Konzentration auf die Komposition der Songs, sodass das Album seine Stärken nicht nur in Klangmomenten, sondern auch als Ganzes ausspielen kann.
FAZIT: Ein schönes Album, eine große Portion erdiger ausufernder Instrumentalrock, die im Kleinen schon sehr gut zu gefallen weiß, im Großen noch Schwächen hinsichtlich Aufbau/Komposition an den Tag legt. Der Soundtrack für Hängematte, Bier und Abschalten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2017
Simon Ulm
Eric Patzschke
Felix Rambach
Eigenvertrieb
62:31
28.05.2015