Vier Jahre nach "Pura Vida Conspiracy" sieht man GOGOL BORDELLOs Frontmann Eugene Hütz wieder in seiner Heimat New York, woraus sich, so man unvoreingenommen an das neue Album der Band herantritt, Hoffnungen auf einen "back to the roots"-Ansatz ergeben … und tatsächlich: "Seekers And Finders", dessen Titel diesbezüglich so einige Winks mit dem Zaunpfahl unterstellen lässt, stellt bis zu einem gewissen Punkt eine Rückbesinnung auf alte Tugenden dar.
Das vorab veröffentlichte und verhältnismäßig getragene 'Walking on the Burning Coal' führt darbende Fans des Nonetts in die Irre, denn insgesamt tendiert das Album eher zu GOGOL BORDELLOs energiereichen Anfängen, dies allerdings vor dem Hintergrund über die Jahre hinweg gewonnener Erfahrung, die zu den von den letzten Veröffentlichungen her bekannten, sorgfältig ausgearbeiteten Arrangements geführt hat.
Der als zweiter Appetithappen für Furore sorgende 'Saboteur Blues' trifft den Tenor von "Seekers And Finders" schon eher, denn hier spielen GOGOL BORDELLO alle ihre vertrauten Trümpfe aus: flottes Tempo mit Geige und doppelter Akkordeon-Power im Sinne stets ein bisschen melancholischer Zigeunermusik, deren Bezeichnung als "Gypsy Punk" zumindest diesem Hörer immer despektierlich oder zumindest zu kurz gegriffen vorkam.
Trotz diverser Rückgriffe wirken die Akteure weniger überkandidelt als zu jenen Anfangszeiten, die "Seekers And Finders" wiederaufleben lässt. Vielleicht sind sie kleinlaut geworden, weil sie in Sachen Label nunmehr kleinere Brötchen backen, aber wer tut das aktuell nicht, selbst wenn er längst etabliert ist?
Das gebotene Material gestaltet sich ohne Ausnahme live-tauglich. Die das Publikum bestärkenden Hymnen und wohl gleichsam zur Selbsterbauung der Musiker taugenden Tracks verfügen über den notwendigen Rotz, der die Formation seit je auch in Rock-Kreisen salonfähig machte, und wecken Erinnerungen an ältere Lieder ('If I Ever Get Home Before Dark'), wenn auch nicht allzu dreist.
Sieht man vom in der Tat funkigen 'You Know Who We Are (Uprooted Funk)' ab, spucken die Macher keine neuen Töne. Mit den nächsten Album sollte sich das bitte ändern; dann begehen GOGOL BORDELLO immerhin ihr 20-jähriges Bestehen. Wie rasch doch die Zeit vergeht …
FAZIT: GOGOL BORDELLOs siebtes Studioalbum vereint das Beste aus Alt und Neu für GOGOL BORDELLO. Selbstzitate bleiben zum Glück aus, doch Weltenbummler Hütz ist in den Big Apple zurückgekehrt, die Band selbst zumindest ein Stück weit zu ihren Anfängen. Was einzig und allein fehlt, ist ein offensichtlicher Hit. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/9ee8227f89064fe8a0c31a9a509223ad" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2017
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25.08.2017