Nach "Tearing Down The Wall" wurde es unter Verzicht auf Konzerte länger als gedacht ruhig um H.E.A.T., aber offensichtlich haben sich Sky Davis und Konsorten bewusst eine Auszeit gegönnt, um ihren Sound, als sei er nicht schon edel genug, noch glatter zu bügeln.
Trotz der Tatsache, dass "Into The Great Unknown" tatsächlich in Thailand entstand, entbehrt die Scheibe jeden noch so leisen Hauch von Exotik. Die neuartige Erfahrung vor Ort in Asien bedingte zwar den Titel der Scheibe, aber keinen stilistischen Wandel. Hochkonjunktur haben bei den Schweden weiterhin ausgewiesene Vorbilder wie BOSTON oder WHITESNAKE, also die kräftiger zupackende Seite jener einst schwachsinnig als AOR bezeichneten Subgattung (falls es überhaupt eine ist) des Hardrock, die weitgehend ohne Schmutz auskommt, gleichwohl ohne an Gitarrenwucht einzubüßen.
Und selbige verzeichnen H.E.A.T. auch diesmal wieder, was sie in vermutlich nicht geringem Maße ihrem Produzenten zu verdanken haben. Tobias Lindell, der nicht umsonst einen Grammy zu Hause stehen hat, zog die meisten Regler des Mischpults im fernen Osten hoch, während er den Balanceakt berücksichtigte, den die Gruppe seit je gekonnt zwischen Street Credibility und Massentauglichkeit begeht.
So verzeichnen selbst besonders melodische Juwelen wie 'Redefined' oder 'Do You Want It?' (der späte Hit des Albums) keinen Mangel an Härte, was in Anbetracht von Davis' bzw. Dave Dalones ziemlich eigenständigen Gitarrenton auch fatal gewesen wäre. Immerhin heben sich H.E.A.T. just dadurch, nachdem er sich die Klampfe zwischenzeitlich nicht umgehangen hatte, deutlich vom Groß der Melodic-Rock-Szene ab. Indem sich die Musiker zudem Live-Abstinenz auferlegten, schienen sie ihr Hauptaugenmerkt auf kleine Details legen zu können und übertrugen ihre Spielgeilheit praktisch vollständig ins Studio.
Experiment gelungen? Aber hallo - und "Into The Great Unknown" bietet sogar einen gewissen Mehrwert in Form eines irgendwie wahrgenommen, aber nicht konkret dingfest zu machenden spirituellen Untertons.
FAZIT: H.E.A.T. legen mit "Into The Great Unknown" ihr bisheriges Referenzwerk vor. Das Album bringt Wagemut und Aufbruchsstimmung mit Melodic-Rock-Konventionen in Einklang, wobei die Stimme von Erik Grönwall und das unheimlich abgeklärte Songwriting, dem es dennoch nicht an frischem Wind fehlt, die Sahnehäubchen darstellen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/edbcc7b767e3464cb68cc3a8f28fe163" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.09.2017
earMusic / Edel
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22.09.2017