Willkommen zurück! Eine Dekade nach dem ersten und bis dato einzigen Langspielalbum, sieben Jahre nach der letzten EP, und drei Jahre nach den Beiträgen für die wunderschöne "One and All Together, for Home" Compilation knallt uns Janne "Varjosielu" Väätäinen mit seinem Waldschrat-Projekt HÄIVE nun das zweite Langspielalbum um die Ohren. Lange hat es also gedauert, das Hörvergnügen gerät jedoch kurzweilig, denn der Finne lässt es so gekonnt wie bemerkenswert locker krachen.
Dabei ist es gar nicht so einfach runterzubrechen, welche Töne auf "Iätön" dominieren. Fest steht allerdings, dass die sieben Lieder (und die Einleitung) bei allem Abwechslungsreichtum so finnisch klingen wie nur was. Übt sich Janne im grimmig-gemächlichen Grollen, stellt sich eine gesangliche Nähe zu den fiesen Ajattara ein, während das Gitarrenspiel überraschend versöhnlich ertönt und nicht selten an die wichtigste finnische Metal Band und sogar Gary Moores landschaftsmalerische Frühwerke erinnert. Extreme Verausgabung ist nicht das Ding von HÄIVE, und Black Metal Puristen könnten die ermutigenden Wohlfühl-Melodien vielleicht sogar als irritierend erleben.
Es ist jedoch kaum vorstellbar, dass es Hörern, welche die zwischen Schroffem und Schönem mäandernden Melodien von Amorphis, Moonsorrow und Wyrd (ohne Gaahl) als heimelig empfinden, bei HÄIVEs "Iätön" nicht warm ums Herz wird. Der Albumtitel trifft nämlich ins Schwarze: Hier wird Musik kredenzt, die tatsächlich etwas Zeitloses umgibt – und die Zeit für sich beansprucht, z.B. bei einem Streifzug durch den Herbstwald.
"Tuonen lehto, öinen lehto" eröffnet mit seinen bedächtigen Arrangements von Akustikgitarre, Klavier und Bachplätschern ähnliche Klangräume wie Tenhis nebelumwalltes Debut "Kauan", während die metallische Passage vielleicht zum Hörenswertesten zählt, was der finnische Metal aktuell zu bieten hat. Der Ausklang mit "Virsi tammikuinen" gerät allem Grimm zum Trotz beinahe schon triumphal und nährt den Verdacht, dass dieser Anwärter auf das Metal Album des Jahres in Ruhe geschmiedet wurde.
FAZIT: Die Überlegung liegt angesichts der seit langem nicht mehr überschaubaren (interessanten) Veröffentlichungen auf der Hand: Wenn sich doch nur auch andere Bands ähnlich viel Zeit nehmen würden, bevor sie mit einem neuen Album um die Ecke kommen… und bestenfalls ebenso unbeeindruckt vom Zeitgeschehen vor sich hin grollen, nebenbei prächtige Szenarien entwerfen und einfach ihr Ding durchziehen. Es wäre nahezu traumhaft. Ich sage dann mal einfach „bis bald“ – in ein paar Jahren hören wir uns hoffentlich wieder.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2017
Janne "Varjosielu" Väätäinen
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Janne "Varjosielu" Väätäinen
Janne "Varjosielu" Väätäinen
Kantele: Janne "Varjosielu" Väätäinen
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24.11.2017