Der Clou dieser Split sind die nach längerer Pause ins Doom-Geschehen zuückkehrenden THE WANDERING MIDGET, deren „I Am The Gate“ immer noch eine prima Ersatzdroge für ihre Landsleute REVEREND BIZARRE ist. Ihr aktuelles Material – ein einziger überlanger Song – steht dem Album in nichts nach und bietet orthodoxen Genre Stoff vom Feinsten, wohingegen die schwedisch-italienische Mischpoke HANDS OF ORLAC mehr PFM und MUSEO ROSENBACH (um am Stiefel zu bleiben) als Pentagram oder My Dying Bride ist.
Der Finne Samuel Wormius knödelt herrlich weltfremd und ähnlich wie Albert Witchfinder, während seine beiden Mitstreiter einen sehr transparenten Teppich aus Riff und Rumpeln auslegen, auf dem THE WANDERING MIDGET ihrem Namen gemäß gemächlich schreiten. Dass die Melodien dabei nicht zu kurz kommen, auch wenn sie dem Hörer nicht ins Gesicht springen, ist ein weiteres Plus, das die Band gegenüber ihren Split-Kollegen für sich in Anspruch nehmen darf. HANDS OF ORLAC nerven nämlich zwar weniger als zuletzt mit ihrer quäkenden Frontfrau und fassen sich in ihrer Verspieltheit kürzer, erwecken aber nicht immer den Anschein, genau zu wissen, wann ihre Songs vollendet sein sollten.
Straffen wäre hier dringend angebracht, doch nach fast zehn Jahren als aktive Band steht wohl nicht zu erwarten, dass das Quartett zur Besinnung kommt; andererseits ist diese konsequente Resistenz gegen vordergründige Eingängigkeit sympathisch. Das heißt also: Die Band um Sängerin The Sorceress spielt sehr proggigen Kram mit JETHRO-TULL-Flöte, reicht aber immer noch nicht an die Güte von BLOOD CEREMONY heran, weil zwischendurch zu viel Geräusch „passiert“, und muss den Punktsieg darum an die Finnen abgeben. Eine hübsche Szene-Veröffentlichung für Minderheiten, die keine Doom-Hits verlangen, gibt das Ding aber trotzdem ab.
FAZIT: Während THE WANDERING MIDGET mit diesem Quasi-Comeback exzellenten Doom-Purismus zur Diskussion stellen, der schon ihr bislang einziges Album auszeichnete, exponieren sich HANDS OF ORLAC als in allen Bereichen verbessertes Vintage-Prog-Ensemble mit "okkulter" Metal-Note, das lediglich die Finger von nichtssagenden Ambient-Parts lassen sollte.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2017
Cruz Del Sur / Soulfood
40:33
01.09.2017