Was HARMONIC GENERATOR mit diesem Album vorlegen, ist vom Start weg ein Achtungserfolg, und zwar in mehrfachem Sinne: Die Band agiert völlig autark, klingt hochprofessionell, komponiert abgeklärt und lässt sich im Bereich zwischen Mainstream sowie Alternative nicht auf eine Richtung festlegen. Heraus kam mit dieser Ausgangskonstellation eine Menge mehr als brauchbarer Musik, deren Schöpfern das Kunststück gelingt, ohne allzu viel Tiefgang über eine Stunde lang bei der Stange zu halten.
Was HARMONIC GENERATOR noch fehlt, ist ein richtiger Hit, auch wenn das zackige 'Dance On Your Grave' und 'Supersonic Riot' mit seinen fiesen Gitarren-Dissonanzen dem Verständnis von einem solchen schon recht nahe kommen. Genauer hinhören sollte man aber schon bei dieser Band, statt oberflächlich zu konsumieren; das sonnige 'I Feel Fine' mit schmissigem Orgel-Melodiemotiv lässt an flockige SOUNDGARDEN ohne Düsternis denken - 'New Day Rising' umso mehr -, und Stoner-bzw. Edel-Grunge-Elemente kommen ständig zum Tragen.
Das Quintett um die beiden Sänger Quentin Barthes-Villegas und Renaud Sartre (spielt auch Gitarre; einer der beiden hat ein deutliches Bon-Jovi-Timbre) ist sich auch für den Einsatz einer Mundharmonika und Synthesizer-Fragmente nicht zu schade, gleichwohl sein Sound geerdet rockig bleibt. Satte 16 Stücke sind im Fall von "Heart, Flesh, Skull & Bones" tatsächlich nicht zu viel. Sehr unterhaltsam, dieses Teil.
FAZIT: In Marseille wächst Großes heran. HARMONIC GENERATOR erweisen sich als kreative, aber dennoch weitgehend traditionelle Rockband mit 90er-Orientierung und sind international in jeder Hinsicht konkurrenzfähig. Ihre Stücke bestechen durch ihre mitreißende Explosionsartigkeit und sind somit für den Live-Einsatz bestimmt, gleichzeitig da man auch unterm Kopfhörer anhaltende Freude damit hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.07.2017
Eigenvertrieb
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07.07.2017