Nachdem sich Kollege Schiffmann bereits Teil 1 <a href="http://musikreviews.de/reviews/2017/Haudegen/Blut/" rel="nofollow">„Blut“</a> und Teil 2 <a href="http://musikreviews.de/reviews/2017/Haudegen/Schweiss/" rel="nofollow">„Schweiß“</a> dieser HAUDEGEN-Trilogie sehr ausgiebig vorgenommen hat, kommt hier nun der letzte Teil <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yzzx8lb-8_o" rel="nofollow">„Tränen“</a> zur Besprechung, um der geheiligten HAUDEGEN-Musik-Dreifaltigkeit gerecht zu werden, die sie selber folgendermaßen beschreiben: „Die drei Werke sind unabhängig voneinander erhältlich und stehen jeweils für eine andere Seite von HAUDEGEN: ‚Blut‘ ist der Kopf, ‚Schweiß‘ das Herz und ‚Tränen‘ die Seele.“
Dann schauen wir uns doch einmal an, wie es um die Duo-Seele von Hagen Stoll und Sven Gillert alias HAUDEGEN so steht und die im Rahmen der kompletten 3er-Box mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vgwNN-E03RU" rel="nofollow">„Blut, Schweiß und Tränen“</a> begann und 30 Titel später mit „Zerbrochene Rosen“ endet. Das letzte Album innerhalb der Trilogie …
Ist es auch das ganz große Finale oder doch nur ein ähnlich schwächerer Fanal wie der Vorgänger „Schweiß“ geworden?
Um es kurz zu machen: Es ist ein großes, sehr ruhiges, akustisches, hymnisches, etwas pathetisches und zugleich bewegendes Finale geworden, das nicht aufgeblasene, dicke Eier zur Schau stellt, nachdem man lauthals die Hose runter gelassen hat, sondern weiche Eier, die garantiert keine Weicheier sind, präsentiert. Auf solche Wortspielereien muss man auch als Kritiker kommen, wenn man die vielen schönen Wortspielereien auf diesem Album hört, das mit den wunderschönen (doppeldeutigen) Zeilen: „Im Herzen sind wir rein / Und durch den Notausgang wieder raus / Für uns ein Weg gefunden / der‘s wert war, ihn zu geh‘n“, beginnt.
Allerdings kommt in dem Moment auch die Frage auf, warum zu den Einzelausgaben der drei CDs nicht wenigstens die Textbeilage mit dazugehört, sondern nur ein lieblos gestaltetes vierseitiges Booklet.
Auf „Tränen“ kommt jedenfalls nicht der musikalische Hau-Degen zum Einsatz, sondern es wird ganz zärtlich mit dem Florett gefochten – oder die E-Gitarre eben vom Cello, und fette Keys vom Piano abgelöst.
Selbst die von der Band als „Gossenpoesie“ titulierten Texte sind offensichtlich romantischer Liebes- und Abschieds-Lyrik sowie melancholisch-melodramatischen Balladen gewichen, welche durch den rauen, kratzigen Gesang hervorragend zum Tragen kommen und fernab von erbärmlich schmalzenden Schmonzetten sind, selbst wenn so einiger hymnischer Pathos, wie bei „Lass mich traurig sein“ oder „Ein Geschenk“, durchklingt.
„Tränen“ geht wirklich zu Herzen, zumindest bei denen, die noch eins haben und nicht glauben, das Teil da unter ihrer Brust wäre nur eine mechanisch betriebene Pump-Station.
Konsequent ziehen HAUDEGEN darum auf „Tränen“ ihre ruhige, balladeske Seite durch und werden trotzdem dabei nie langweilig – und wenn sie auf dem „Nach mir deine Träume“-Song „In deinem Himmel ist kein Platz mehr für mich!“ singen, schaut man unweigerlich in Richtung Himmel und überlegt sich, ob das da in unserem Gesicht ein plötzlicher Regentropfen oder tatsächlich eine Träne ist.
Wer nach den dicken Ergüssen und nicht den zarten Tropfen von HAUDEGEN sucht, sollte sich unbedingt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=3KpjMPl7oSo" rel="nofollow">„Blut“</a>, vielleicht auch das deutlich schwächere <a href="https://www.youtube.com/watch?v=jgw5humP6CU" rel="nofollow">„Schweiß“</a> vornehmen, aber die „Tränen“ Andere hören und weinen lassen.
FAZIT: Mit dem letzten Teil der „Blut-Schweiß-Tränen“-Trilogie wollen HAUDEGEN berühren und „ein paar der Tränen zurückgeben“, die man im Laufe seines Lebens so vergossen hat. Das funktioniert nur mit Balladen, mit etwas Pathos, hymnischen und akustischen Klanggemälden und guten deutschen Texten, die ebenso gut und bewegend gesungen werden. Hart Rockendes wäre da fehl am Platze und findet darum auf „Tränen“ auch nicht statt, was für HAUDEGEN in dieser Konsequenz mehr als ungewöhnlich ist. Gerade das aber macht die echte Stärke des letzten Teils aus, denn nachdem man alles musikalische Blut lauthals ausgeschwitzt hat, rinnen einem nun zärtlich die Tränen über‘s Gesicht. Alle, die HAUDEGEN nicht mögen, aber gerne mal richtig gute Balladen genießen können, werden große Augen und Ohren machen, wenn sie dieses mit knapp 35 Minuten etwas arg kurz geratene Album hören.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.08.2017
Tommy Remm
Hagen Stoll, Sven Gillert
Mike Lessing, Jörg Weisselberg, René Schostack
Frank Kretschmer, Jan Lehmann
Jan Lehmann (Streichinstrumente)
Eigenvertrieb/Tonpool & Zebralution
34:41
21.07.2017