2016 erschien Hazel Englishs erste EP „Never Going Home”. Jetzt hat sich die zweite EP “Just Give In” dazugesellt. Veröffentlicht wird das Duo als erster Longplayer der amerikanischen Musikerin mit australischen Wurzeln. Wobei der Begriff „Länge“ bei einer Spielzeit von insgesamt 37 Minuten relativ ist.
Im Presseinfo und in sehr wohlmeinenden Besprechungen wird English als neue Indie Pop-Hoffnung abgefeiert. Ist ein bisschen hochgegriffen, gerade angesichts der vielfältigen Konkurrenz (insbesondere aus Skandinavien). „Just Give In/Never Going Home” ist eine charmante, verträumte und seidige Sommerplatte. Die durch meist elektronisch erzeugte Rhythmen, samt New Wave-Ästhetik, erdverbunden bleibt. Die Songs sind gleichzeitig fragil und stabil, sie verwehen nicht ätherisch, wirken aber, bei aller Vielschichtigkeit, auch nicht vollgepfropft mit Instrumenten, Sounds und Gimmicks.
Das Album perlt etwas gleichförmig vor sich hin, Hazel English singt einnehmend, aber nicht sonderlich variationsreich. Zwischen milder Trauer und vorsichtiger Euphorie flirren die Stücke im satten drei Minuten-Bereich aus den Boxen, vereinzelte Synthiespielereien sorgen für besondere Akzente („I’m Fine“). Die Ursprünge der Musik liegen in den 80ern bei Bands wie DREAM ACADEMY oder ALTERED IMAGES, melancholisiert mit ein wenig JULEE CRUISE-Flair.
FAZIT: „Just Give In/Never Going Home” ist ein Album wie ein guter Frizzante Secco. Ein passender Begleiter für laue Sommerabende. Leichtgewichtig, lecker und bekömmlich, aber im Abgang flüchtig. Leider hat Hazel English das Pech, wenige Wochen nach „Vine“ von Jen Gloeckner im Player zu landen. Deren Album bewegt sich in ähnlichen Regionen, hat aber von allem mehr zu bieten. Insbesonders Stimme, Tiefe und Abwechslungsreichtum. Trotzdem ein vielversprechendes Debüt und als prickelnder Snack für Zwischendurch prima geeignet.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2017
Hazel English
Jackson Philips
Hazel English
Marathon Artists/House Anxiety
37:36
12.05.2017