Sven Bergmann und Okiver Bartkowski arbeiten schon seit etlichen Jahren zusammen, als 2 GUYS ON A MOVIE TRIP interpretieren der Folkwang Schüler sowie Patricia Kelly-Begleiter Bergman und der Produzent, Marketing Manager, Songschreiber, Tausendsassa* Bartkowski mehr oder minder klassische Soundtracks, nach eigenem Bekunden: „Rockig-poppige FILMMUSIK mit wunderbar leichten Jazz- und Progtendenzen.“ Naheliegend, dass die beiden Musiker verlauten lassen, ihr Bandprojekt HEAVEN’S SAPPHIRE spiele „Movie-Rock“.
Das hat was für sich, denn breitwandig und theatralisch ist die Musik auf „Welcome To Wonderworld“ wahrlich. Dass man diese Mischung aus Progressive Pop, Melodic Rock, schwülstigem Musical und einem Hauch von Jazz, auch als AYREON-Light bezeichnen könnte, klingt zwar nicht ganz so bedeutsam, trifft den musikalischen Inhalt aber ganz gut – wenn man das „Leicht“ sehr, sehr groß schreibt.
Instrumental ist das ein nettes Gebräu, das oft recht geschickt zwischen den oben genannten Polen hin und her pendelt. Ein bisschen Smooth Jazz hier (das gefühlvolle, vom Piano getragene „Million Miles From Home“), ein bisschen Rockpower da („Ready To Fight“), zwischendurch darf es auch dramatisch und leicht symphonisch-proggig zugehen („Lights Out“). Kann man sich gut anhören.
Doch dann gibt es noch die andere Seite. Die mit der Geschichte des Planeten „Wonderworld“, dessen Pflanzen eine verjüngende Substanz absondern. Leider herrschen dort sehr unwirtliche Lebensbedingungen. Eine Atmosphäre zum Überleben schafft nur die Zuführung eines Geheimmittels. Die grundlegende Formel wird von der guten Fee Lady Starlight bewahrt und geschützt. Da kann man schon mal neidisch werden und Konflikte sind unausweichlich. Während der „Sinister Minister“ (trotz des ziemlich albernen Refrains – „Sinister, Minister, Ruler Of The Chaos, Sinister, Minister, Leader Of The Dark“ - das beste Melodic Rock-Stück auf „Welcome To Wonderworld“) ganz finster böse wird. Namen verpflichten.
Die rudimentäre Story ist ein gebrauchtes, wackeliges Fantasy-Gerüst, an dem zudem noch schwer verdauliche Lyrics rütteln und nagen („Wonderworld, All Plants Are Flowers […] We Are The World, We Are Free, We Are Happy“ – natürlich zu finden auf dem Schmachtfetzen „We Are The World...We Are The People“. Die kennen keine Gnade, nicht einmal bei den Songtiteln). Dass diese Texte entweder mit schnulzigem Musical-Pathos vorgetragen werden („Lady Starlight“) oder Soul-Funk in seiner Schmalspurvariante präsentieren („Song Of The Stars“), macht die Sache kaum besser.
Die Sänger*innen würden zwar bei diversen Casting-Shows ziemlich weit nach vorne gelangen (sind sie zum Teil auch), doch kommt die pompöse Schlager-Seligkeit einem anspruchsvollen Rockprojekt ziemlich in die Quere. Oder warum muss Euer gepeinigter Rezensent beim „Lady Starlight“-Refrain unweigerlich und alptraumartig an Helene Fischer gemeinsam mit Chris DeBurgh auf Rettungsmission denken? „Lady Of Stars, You Put The Starlight In The Hearts, Lady Of Light Of Thinking True“ (Wie erwähnt: Keine Gnade, nirgendwo).
Da bleiben wir lieber bei den hörenswerten Instrumentalpassagen, die den abwechslungsreichen Spaß vermitteln, den die schlichte Geschichte verweigert. Egal, ob es sich um den opulenten Einstieg, das oben erwähnte „Lights Out“, das fetzige „Ready To Fight“ oder den ulkigen Eurodisco von „I Can See The Future“ handelt. Launige Sache dies.
FAZIT: Klanglich hat „Welcome To Wonderworld“ Pep, instrumental phasenweise auch. Netter Progressiver Pop mit kleinen Ausflügen in befestigte, aber hübsche, umliegende musikalische Areale. Doch dann gibt es diese Stellen, die richtig wehtun. Und man möchte in der Karaoke-Bar seines Vertrauens „Don’t Look Back“ mitsingen: „Don’t Look Back, Don’t Feel Any Anger, Don’t Look Back In Pain.“ Doch es fällt verdammt schwer.
Nach der schnuffeligen Reprise des „Wonderworld Marches“ gibt es auf dem „ltd. Ecolbook“ noch den Bonustrack „Don’t Talk To Strangers“. Besser ist das meist.
*Unter anderem war Oliver Bartkowski mitverantwortlich für die Wiederbelebung Peter Schillings in den Neunzigern und verfasste den Soundtrack für den Italo-Western, Made im Ruhrpott, „Durch seine Venen fließt Blei“ (a.k.a. „Bullet Vein“). Tatsächlich, den gibt’s. Irgendwo, irgendwie, irgendwann. Existiert in düsteren Filmverwertungsschluchten wie das Andreas Bethmann-Machwerk „Help me I am Dead - Die Geschichte der Anderen“, für dessen Sound Design Bartkowski mitverantwortlich war. Bethmann, Schnaas, Rose, Ittenbach. Was waren das für Video-Zeiten. Dagegen ist Uwe Boll Arthouse. Low Budget Gore Galore. Vermisse ich auch nicht allzusehr.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2017
Volker Wendland
Jay Oh, Pamela Falcon, Meikel Böhler
Volker Wendland, Jörg „Alfi“ Wegener
Sven Bergmann, Oliver Bartkowski
Jonas Wilms, Markus „Makka“ Freiwald
Oliver Bartkowski (sound programming)
MIG-Music
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01.12.2017