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Hyenas: Deadweights

Stil: Post-Metal, Hardcore

Cover: Hyenas: Deadweights

Eigentlich ist das Debüt der Nürnberger Hardcorer HYENAS ein rundum erfreuliches Paket: Roher, brachialer Hardcore, der um glatt geleckte Modern Metal-Riffs, absehbare und austauschbare Songstrukturen und schlagermäßige Pseudoemotionen einen großen Bogen macht, dabei höchst abwechslungsreich ist und sich nicht auf halbem Weg durchs Album schon die Hörner stumpf gestoßen hat.
Die Songs gehen meist fast unmerklich ineinander über, was dem Ganzen ein organisches Live-Feeling verleiht, eine Kraft- und Krachorgie, wütende Menschen in einem engen Raum.

Eigentlich – aber: Alle Wildheit und Wut verpufft, wenn sie nicht in die richtigen Kanäle geleitet wird.
So schaffen es die ersten fünf Songs nicht wirklich, den Hörer auf den Höllenzug aufspringen zu lassen:
Nach dem recht laschen Intro „Noise“, das fast wie aus Pflichtgefühl versucht, ein bisschen Atmosphäre mit langgezogenen Akkorden aufzubauen, fragt man sich spätestens, wenn „Crooked Tongue“ loshämmert, -quietscht, -ächzt wie bei einer Wurzelbehandlung mit Hammer und Meißel, „where is my mind?“, oder zumindest, wohin das alles führen soll.
Denn trotzdem die Nürnberger wie gesagt sehr auf Abwechslung in Tempo, Dynamik, Rhythmik und Instrumentierung bedacht sind, sucht man immer wieder vergeblich nach einem Höhe- oder Zielpunkt der ganzen Raserei.

Erst mit „Homeostasis“ holt die Band zum endgültigen Befreiungsschlag aus: In diese zwei Minuten packen HYENAS so viel rasiermesserscharfe, zielstrebige und ungezügelte Wucht, dass man ohrenschlackernd gleichzeitig etwas kaputtschlagen, jemanden umarmen, oder einfach nur lachen will, so genau richtig auf den Punkt ist dieser Song gebracht, auch eine klar gesungene Hook hat irgendwie noch Platz.
Ein weiterer Höhepunkt des Albums ist das majestätisch-groovige und gleichzeitig verspielt-verwackelte „Live//Live“, das auch den Abschluss des Albums bildet, danach kommt nur noch „Nothing“, ein knirschendes Instrumental, das anders als das einleitende „Noise“ durchaus Daseinsberechtigung besitzt.

Die meisten Songs des Albums wachsen nach mehrmaligem Hören (ans Herz), auch wenn sich nicht wirklich mehr Tiefe offenbaren will. So ist es schwierig, dem Album keine gute Beurteilung zu verpassen, auch wenn die Band ihr großes Potential nicht vollständig ausgeschöpft hat.

FAZIT: Ein (nicht durchgehend) starkes Debüt – vier angepisste Franken überschütten den Hörer mit garstigem und unkonventionellem Hardcore, der streckenweise zu begeistern weiß und leider manchmal nicht das richtige Ventil findet, um seinen hochkarätigen Dampf abzulassen.
Wer ohnehin gerade in der Stimmung für EVERY TIME I DIE, REFUSED oder THE CHARIOT ist, sollte definitiv ein Ohr riskieren.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2017

Tracklist

  1. Noise
  2. Crooked Tongue
  3. Ambiself
  4. Crossbearer
  5. Self-Adjusting
  6. Homeostasis
  7. Verminious
  8. Smooth Talkers
  9. Displaced
  10. Live // Live
  11. Nothing

Besetzung

  • Bass

    Paul Lerch

  • Gesang

    Rob Sierl

  • Gitarre

    Konrad Caluger

  • Schlagzeug

    Mathis Kerscher

Sonstiges

  • Label

    Pelagic Records

  • Spieldauer

    27:01

  • Erscheinungsdatum

    10.03.2017

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