Nach Umbesetzungen und Erweiterung der Mannschaft von drei auf vier Besatzungsmitglieder ist die Happiness-Kombo aus LA wieder am Start. "Women", heißt das neue, dritte Album von IDES OF GEMINI - nicht etwa, weil Sängerin Sera Timms, die sich inzwischen ausschließlich ums Mikro kümmert, einen erklecklichen Teil des Soundbilds bestimmt, oder weil die IDES ein feministisches Statement abgeben wollen: Nein, man habe einfach festgestellt, dass in allen Songs Frauen das Thema seien und daher deduktiv auf den Titel geschlossen. Ist ja auch egal, die liebevoll gestaltete Promoversion ist eh nicht mit einem Lyricsheet ausgestattet. Dennoch kommen die Songs auch in meinen transatlantischen, nur trainstation understandenden Ohren an - die Magie der Musik und so.
Post-Punk oder Post-Goth schlägt der Promotext vor. Recht hat er - der Sound des Albums lässt sich grob wie folgt beschreiben: Düster-rauhbeiniges, manchmal chaotisches Gitarrenfundament, von einem die Toms herzenden Drummer vorangetrieben, abgerundet von der wandelbaren, aber stets eher getragenen, weich klagenden Stimme von Sera Timms. Ergebnis: Von knorrig und fordernd ("Mother Kiev") bis apokalyptisch-sexy (Zohra). Und immer mit deutlichem melancholischen Einschlag.
Was dem Album aber eindeutig abgeht, sind Spitzen. Zwar können sich die zehn Songs, wie klargeworden sein dürfte, durchaus hören lassen, einen echten Augenöffner bringen die IDES aber nicht auf den Tisch. Gewisse qualitative Unterschiede kann man schon ziehen, besonderes Lob verdient haben die beiden unterdrückt druckvollen ersten Songs, "Mother Kiev" und "The Rose", das spannungsgeladene und intensive "Heroine's Descent", sowie die drei abschließenden eher zurückgenommen und in sehr dunklen Tönen gehaltenen Stücke "Zohra", "She Has A Secret" und "Queen Of New Orleans". Das arg absehbare und unnötig aufgeblasene "Raft Of Medusa" stellt wohl den Tiefpunkt des Albums dar. Doch diese Unterschiede sind alles andere als deutlich - das Ganze gleicht ein wenig einem zwangsbegradigten Fluss.
FAZIT: Holt die JOY DIVISION-Shirts und die Sommergrippe oder die Earlybird-Herbstdepression raus! Geerdeter Post-Punk/-Goth mit Niveau, es gibt wenig zu beanstanden, aber auch nicht wirklich viel zu bejubeln. Wer sowieso lieber den europäischen Markt unterstützt, bleibt bei GOLD und Konsorten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2017
Adam Murray
Sera Timms
J. Bennett
Scott Batiste
Rise Above Records
42:00
28.04.2017