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Reviews

In Strict Confidence: The Hardest Heart

Stil: Gothic/EBM/Electronic/Indie Rock

Cover: In Strict Confidence: The Hardest Heart

Manchmal kann ein Cover durchaus verkaufsfördernd sein – und ich behaupte mal, dieses aktuelle Cover von IN STRICT CONFIDENCE ist es bei der männlichen Anhängerschar der deutschen Gothic-Band garantiert. Wenn nun aber jemand hofft, dass die junge, so herrlich gebaute, nackte Dame im Inneren des Booklets auch einmal den Taucherhelm fallen lässt, dann wird diese erotische Hoffnung enttäuscht. Dafür aber dürfen wir sie zwei weitere Male in voller Schönheit – einmal sogar von vorne – bewundern. Doch, oh Schreck, genau unter diesem Bild steht: „Let‘s destroy something beautiful“ (Lass uns etwas Wunderschönes zerstören!), und schon erschließt sich uns der Sinn hinter dem hässlichen Helm und dem wunderschönen Körper. „The Hardest Heart“ ist dementsprechend ein ideal gewählter Titel für das IN STRICT CONFIDENCE-2016erAlbum.

Auch auf „The Hardest Heart“ bleibt sich die Düster-Quintett um DENNIS OSTERMANN aus Breuberg treu und mixt seine finsteren Klangwelten aus EBM- und Electronic-Sounds sowie Bombast mit Indie-Rock-Harmonien sowie englischen und deutschen Texten, die eine deutliche Weltuntergangsstimmung verbreiten. Bestes Beispiel dafür ist der bedrückende, von einem Bass dominierte Song „Erde ade“: „Du wirst mir fehlen / Doch der Platz meiner Träume / Liegt in weiter Ferne / Ganz nah meiner Sonne / Ganz fern zwischen den Sternen.“
Bereits der vorherige Song „Letzter Wille“ offenbart mehr als deutlich das Konzept hinter „The Hardest Heart“ - es geht darum, wie man nach und nach seinen Lebensmut verliert, bis man bereit ist, den letzten Schritt zum Suizid zu gehen: „Ich bin bereit zu gehen / Denn es ist an der Zeit / Ich habe darauf gewartet / Doch ich war nie bereit / Dies ist mein letzter Wille.“

Das gesamte Album bewegt sich, der Thematik entsprechend, größtenteils in einer Stimmung in Moll. Finstere Bässe und EBM-Klänge, männlicher Gesang wie aus der Gruft, dem kristallklarer, engelsgleicher weiblicher Gesang gegenübersteht, wummernde Rhythmen, gepaart mit hellen Electronics und schönen Melodien. Sogar einige Rock-Elemente überraschen. „The Hardest Heart“ zerstört aus musikalischer Sicht jedenfalls nicht das Schöne, es setzt ihm nur ein paar beängstigende Elemente entgegen und verwirklicht eher eine weitere, auf dem wunderschönen vierfaltigen Digipak hervorgehobene Textzeile: „We‘re only floating around in a dream“!

Zusätzlich befinden sich auf der ersten CD noch zwei Videos in hervorragender Bild- und Sound-Qualität. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=9lf6VXld2f0" rel="nofollow">„Somebody Else‘s Dream“</a> ist als ein Kurzfilm mit drei hübschen Frauen und einigen Horror-Elementen gestaltet, während <a href="https://www.youtube.com/watch?v=NAnsxlvfkx4" rel="nofollow">„Everything Must Change“</a> als ein recht bedrohliches Lyric-Video inszeniert wurde. Zwei ausgezeichnete Beigaben zu dem insgesamt guten Album.

Auf der zweiten, übrigens wunderschönen, weil zum Großteil durchsichtigen CD gibt es dann vier alternative Versionen zu „Time“, „Frozen Kisses“, „Oi, to ne vetcher“ und „Time“ zu hören, wobei besonders der von Nika Kashirskaya gesungene „Oi, to ne vetcher“ eine ganz außergewöhnliche, fast hypnotische Atmosphäre, bestehend aus klassischem Piano mit hintergründigen elektronischen Tupfern, verbreitet, die in diesem Falle, seiner ungewöhnlichen Stimmung wegen, sogar zu einem echten Highlight des gesamten Albums wird, die dann im klassisch-orchestralen „Time“ noch einmal aufgegriffen wird, um die gute Bonus-Viertelstunde zu einem bewegenden Ende zu führen.

FAZIT: Vier Jahre hat es nach „Utopia“ gedauert, bis sich endlich IN STRICT CONFIDENCE wieder mit einem eindrucksvollen Studio-Album auf der Gothic-EBM-Szene zurückmelden. "The Hardest Heart“ greift erfolgreich die vergangenen „klassischen Zeiten“ der Band – die bereits seit 1991 besteht – von „Sound Attack“ (1992) und „Hell Inside / Hell Outside“ (1994) auf und fügt ihnen in hervorragendem Sound verspielte, aber auch aggressive Electronics, fette EBM-Rhythmen und eine gehörige Portion suizidale Melancholie hinzu, indem es sich vom textlichen Konzept her mit dem großen Weltschmerz beschäftigt, der einem am Ende sogar den letzten Schritt gehen lässt.

PS: Für alle Fans von IN STRICT CONFIDENCE ist besonders <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yJflQioTNgY" rel="nofollow">die auf 500 Exemplare limitierte Box</a> (wortwörtlich) reizvoll, welche als erotischen „Leckerbissen“ sogar ein Kondom aus einer Serie von vier kunstvoll gestalteten Lümmeltüten enthält!
Als Beigabe zum ISC-Fromms darf man sich dann von folgenden Dingen noch beglücken lassen:
2-CD Digipak "The Hardest Heart"
1 MC/Musikkassette "Face The Fear" (2. Album von 1997, 10 Titel)
2 Ansteck-Buttons (2 Grössen)
1 ISC Kondom (1 von 4 Motiven)
4 Postkarten
3 farbige Aufkleber
Auf der Musikkassette befinden sich folgende Titel:
01. Empire    5:53
02. Alles In Mir    6:05
03. Prediction    4:31
04. Industrial Love    5:47
05. Hidden Thoughts    4:57
06. Room 101    5:13
07. Engel Mit Feuer Und Schwert    4:27
08. I Don't Care    3:08
09. Way Of Redemption    6:10
10. Ein Mensch, Ein Kämpfer Und Ein Schlächter    6:07

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.01.2017

Tracklist

  1. CD 1 (54:35):
  2. Frozen Kisses
  3. Everything Must Change
  4. Somebody Else‘s Dream
  5. Destroy Something Beautiful
  6. Time
  7. Herz
  8. Land Of Grace
  9. Doublefaced
  10. Letzter Wille
  11. Erde ade
  12. Ask Your Soul
  13. Coming Closer
  14. Somebody Else‘s Dream (Music Video) – 3:55
  15. Everything Must Change (Music Video) – 4:58
  16. CD 2 (16:52):
  17. Time (Extended Version)
  18. Frozen Kisses (5Inch Mix)
  19. Oi, to ne vetcher - Russisch geschrieben (feat. Nika Kashirskaya)
  20. Time (Orchestral)

Besetzung

  • Bass

    Stefan Vesper

  • Gesang

    Dennis Ostermann, Nina de Lianin

  • Gitarre

    HayDee Sparks, Stefan Vesper

  • Keys

    Jörg Schelte, Stefan Vesper

  • Schlagzeug

    Stefan Vesper

Sonstiges

  • Label

    Minuswelt

  • Spieldauer

    80:19

  • Erscheinungsdatum

    25.11.2016

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